Hintergrund: Hidrosadenitis suppurativa (HS) ist eine chronische, wiederkehrende, entzündliche Erkrankung der Haut, welche vorwiegend Bereiche des Körpers befällt, die reich an apokrinen Schweißdrüsen sind. Therapieentscheidend sind zum überwiegenden Teil der Schweregrad der Erkrankung sowie der Leidensdruck von Betroffenen. Ausgedehnte Erkrankungen bedürfen oft einer chirurgischen Therapie mit antibiotischer Begleitung. Verwendete Präparate sind Clindamycin, auch in Kombination mit Rifampicin, oder Tetracycline. Für die perioperative Anwendung gibt es derzeit jedoch keine Empfehlungen. Ziel dieser Diplomarbeit war es, den Status quo bezüglich der perioperativen antibiotischen Therapie an Abteilungen für Allgemeinchirurgie, Dermatologie sowie Plastische Chirurgie im deutschsprachigen Raum zu erheben und die Ergebnisse vergleichend darzustellen.
Material und Methoden: Durch die Vermittlung des Bundesministeriums für Gesundheit in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden insgesamt 1.955 Email-Adressen erhoben. Ein Fragebogen in digitaler Form wurde mit Limesurvey© erstellt und an 1.900 dieser Kontakte geschickt. Die eingegangenen Antworten wurden anschließend mittels IBM® SPSS® Version 23 ausgewertet.
Resultate: Die Analyse der Ergebnisse hat gezeigt, dass mit der antibiotischen Therapie am öftesten präoperativ begonnen wurde. Abstriche wurden häufiger durchgeführt als Biopsien und spielten in der Auswahl der Präparate die bedeutendste Rolle. Die verabreichten Antibiotika wurden großteils an die mikrobiologischen Ergebnisse angepasst, ungeachtet des bevorzugten Verabreichungszeitpunktes. Das sowohl topisch als auch systemisch am häufigsten eingesetzte Antibiotikum war Clindamycin. Wenn im Rahmen der Therapie zwei Präparate in Kombination verabreicht wurden, so waren das hauptsächlich Clindamycin und Rifampicin. In der Entscheidung über die Notwendigkeit operativer Versorgungen spielte die Ausprägung der Erkrankung die bedeutendste Rolle. Die großflächige Exzision der Wunden war die Methode der Wahl. Mit einer Ausnahme ließ man in allen Regionen den postoperativen Defekt am öftesten ausgranulieren. Wenn Biologika im Rahmen der Therapie verabreicht wurden, so war es in den meisten Fällen Adalimumab. In beinahe der Hälfte der Fälle wurden sie zusammen mit Antibiotika verabreicht, wobei die Verabreichungsdauer oft deutlich länger war als die der Antibiotika.
Diskussion: Hauptgrund für den häufigen präoperativen Beginn der Antibiose könnte einerseits das bessere klinische Outcome, andererseits bereits vorbestehende Therapien bei zögerlicher OP-Indikation sein. Die hohe Durchführungsrate von Abstrichen erklärt deren Bedeutung in der Auswahl der Präparate. Die Anpassung an mikrobiologische Ergebnisse ermöglicht eine gezielte Behandlung. Clindamycin wurde vermutlich aufgrund der aktuellen Studienlage am häufigsten verabreicht. Selbiges gilt auch für die Kombination mit Rifampicin. Aufgrund der Wichtigkeit der Erkrankungsausprägung in Entscheidungen über operative Eingriffe wurde der Indikationszeitpunkt anhand klinischer Parameter erhoben. Die großflächige Exzision mit anschließender Defektdeckung wird auch in Publikationen meistens empfohlen. Der Einsatz von Adalimumab stützt sich auf aktuelle Therapieempfehlungen.