Hintergrund: Lungentransplantationen stellen für viele Lungenerkrankungen im Endstadium derzeit die einzige mögliche kurative Therapie dar. Eine der häufigsten Komplikation bei diesem risikoreichen Eingriff sind perioperative Blutungen. Bisher gibt es keine Daten über den Zusammenhang von Gerinnungsparametern und dem Auftreten von peri– oder postoperativen Blutungen. Unklar ist auch, welchen Einfluss peri– und postoperativ auftretende Blutungen bei Lungentransplantationen auf die Morbidität und Mortalität des Empfängers haben.
Methoden: In dieser Arbeit wurden mit Hilfe unserer Datenbank 718 Patienten, die im Zeitraum zwischen 01.01.2009 und 31.08.2015 eine Lungentransplantation im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien erhielten, mit Hilfe einer retrospektiven Datenanalyse untersucht. Es wurden zu vier verschiedenen Zeitpunkten (präoperativ, postoperativ, 24 Stunden postoperativ und 48 Stunden postoperativ) die Gerinnungsparameter erhoben und mit dem Auftreten von Blutungskomplikationen innerhalb der ersten 48 Stunden postoperativ verglichen.
Resultate: Aus 718 operierten Patienten konnten 651 Patienten in die Auswertung eingeschlossen werden. Von diesen 651 Patienten, kam es bei 32 Patienten zum Auftreten einer Blutungskomplikation innerhalb der ersten 48 Stunden. Es ließen sich drei unabhängige Prädiktoren für das Auftreten einer Blutungskomplikation finden: der postoperative Fibrinogen – Spiegel, die Verwendung einer präoperativen Extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) und die Verwendung einer postoperativen ECMO-Therapie. Weiters zeigte die Gruppe mit Blutungskomplikationen im Vergleich postoperativ eine signifikant höhere Mortalität nach 30 und 90 Tagen.
Conclusio: Die vorliegende Arbeit konnte als Erste einen signifikant niedrigeren Fibrinogen – Spiegel bei Patienten mit Blutungskomplikationen im Unterschied zur Vergleichsgruppe zeigen. Gleichzeitig fand sich in der betroffenen Patientengruppe eine signifikant höhere 30 und 90 Tage Mortalität. Die Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention aufgrund einer Blutungskomplikation war bei Patienten mit prä– oder postoperativer, allerdings nicht intraoperativer, ECMO – Therapie signifikant erhöht.