Problemstellung und Zielsetzung: Im Oberkiefer ist durch die Ausweitung der Kieferhöhle bei
gleichzeitigem Abbau des Alveolarknochens nach Zahnverlust das Knochenangebot für Implantate
oft zu gering und es bedarf einer Sinusbodenelevation. Während es bei lateralen Blockaugmentationen
als Standard angesehen wird das kortikale Empfängerbett vor Befestigung des Knochenblocks
zur Verbesserung der Revaskularisation mehrfach zu perforieren, wurde diese Technik erst kürzlich
auch für den Sinuslift beschrieben.
Ziel: Vergleich der Beschaffenheit des kortikalen Sinusbodens mit der Kortikalis des bukkalen Alveolarkamms
im mesialen und distalen Kieferbereich.
Material und Methodik: Zwei-und-zwanzig zahnlose Kopfhälften (12 männliche, 10 weibliche)
wurden aus den Sezierkurspräparaten des Institutes für Anatomie und Zellbiologie der Medizinischen
Universität Wien ausgewählt und auf den Kieferbereich zugeschnitten. Es wurden micro-CTAufnahmen
durchgeführt und anschließend die Struktur der kortikalen Begrenzung des Alveolarkamms
im mesialen und distalen Kieferbereich sowie des kortikalen Sinusbodens anhand folgender
histomorphometrischer Parameter vermessen: (1) Cortical thickness (CtTh, Kortikalisdicke), (2)
Cortical porosity (CtPo, Porosität der Kortikalis), (3) Average pore volume (AvgPoV, durchschnittliches
Porenvolumen), und (4) Pore density (PoDn, Porendichte).
Resultate: Vierzehn der 22 Präparate erfüllten sämtliche Ein- und Ausschlusskriterien und konnten
in die vorliegende Studie eingeschlossen werden. Die kortikale Begrenzung des Sinusbodens
(0,45±0,08 mm) wies im Vergleich zur mesialen (0,72±0,17 mm) und distalen Region des Alveolarkamms
(0,54±0,14 mm) eine signifikant geringere Dicke auf und die CtPo wies signifikant höhere
Werte im Vergleich zum distalen Bereich des Alveolarkamms auf; in Bezug auf AvgPoV und PoDn
zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Höhere Werte an CtTh und AvgPoV im
mesialen Alveolarkammbereich wiesen auf höhere Werte derselben Parameter in den anderen Regionen
hin.
Schlussfolgerung: Abgesehen von CtThzeigte sich beim Sinusboden eine zum Alveolarkamm gut
vergleichbare und eindeutige kortikale Struktur. Dies unterstreicht die Vermutung, dass während
eines Sinuslifts Perforationen des Sinusbodens vor Einbringen des Augmentats vorteilhaft sein
könnten; dies bleibt aber in klinischen Studien zu bestätigen.