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Polyneuropathien (PNP) und insbesondere Small fibre Neuropathien (SFN) gehen häufig mit dem Auftreten neuropathischer Schmerzen einher. Im Zentrum für Schmerzmedizin Nottwil (ZSM) gehört daher die PNP-Diagnostik zum Routineprogramm. Insbesondere die Diagnose der SFN stellt die Untersucher dabei aber immer wieder vor Probleme. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit die von Devigili et al. 2008 [1] vorgestellten Diagnosekrite-rien der SFN in der klinischen Routinediagnostik eines tertiären Schmerzzentrums valide anwendbar sind. Gleichzeitig soll die Arbeit eine Überprüfung der Qualität der PNP- und SFN-Diagnostik ermöglichen und gegebenenfalls Verbesserungsempfehlungen zum Unter-suchungsstandard des ZSM formulieren. Methodik: Es wurden alle in den Jahren 2012 und 2013 im Zentrum für Schmerzmedizin diagnostizierten PNP und SFN erfasst. Die Kranken-akten wurden bezüglich demographischer und anamnestischer Angaben sowie klinischer und apparativer Zusatzdiagnostik entsprechend dem aktuellen Diagnosestandard des ZSM einerseits und unter Berücksichtigung der Diagnosekriterien nach Devigili et al. 2008 ande-rerseits analysiert. Abschliessend erfolgte eine Bewertung insbesondere im Hinblick auf die Detektion reiner SFN im Vergleich institutseigener Diagnosestandard versus Anwendung der Devigili-Kriterien. Ergebnisse: Es wurden insgesamt 52 Patienten erfasst. Die Auswertungen der demographischen Daten, der anamnestischen Daten sowie der klinischen Untersuchun-gen zeigen Ergebnisse, die bezüglich PNP und SFN gut mit den in der Literatur publizierten konform gehen. Bezüglich apparativer Zusatzuntersuchungen wurde die Elektroneurographie am häufigsten durchgeführt (87%), gefolgt von der quantitativen sensorischen Testung (62%), Laser Doppler Imaging (27%), Laser evozierten Potentialen (6%) und Hautbiopsie (4%). Es wurde keine Nervenbiopsie durchgeführt. Die Befunde korrelieren nur partiell mitei-nander und zeigen selten ein einheitliches Bild. Laboruntersuchungen wurden nur bei etwa der Hälfte der Patienten durchgeführt. Bei 44,2% der Patienten blieb die Genese der PNP unklar. Nach der etablierten Routinediagnostik wurde 1 Patient als reine SFN, nach den De-vigili-Kriterien 6 Patienten als reine SFN identifiziert. Folgerungen: Die vorliegende Arbeit zeigt deutlich, dass eine valide PNP-und SFN-Diagnostik einer Zusammenschau einer Viel-zahl anamnestischer, klinischer und apparativer Befunde bedarf. Dies kommt in der Stan-darddiagnostik im ZSM auch zum Tragen, wenngleich bezüglich der ätiologischen Zuord-nung noch Verbesserungspotenzial gesehen wird. Die Anwendung der Devigili-Kriterien zeigt eine deutliche Differenz der detektierten SFN-Fälle im Vergleich zur Standarddiagnostik des ZSM. Dies ist möglicherweise eher zurückzuführen auf falsch positive reine SFN-Diagnosen nach den Devigili-Kriterien als auf falsch negative entsprechend der im ZSM angewendeten diagnostischen Massnahmen, so dass letztendlich eine Übernahme der SFN-Kriterien nach Devigili in die Routinediagnostik im ZSM nicht empfohlen wird. |
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