Perioperative Blutungskomplikationen können für den einzelnen Patienten / die einzelne Patientin schwerwiegende Folgen haben. Es ist daher notwendig, Patienten / Patientinnen mit erhöhtem Risiko für schwere Blutungen früh zu identifizieren, idealerweise bereits vor dem chirurgischen Eingriff.
Die Therapie mit den direkten oralen Antikoagulantien Apixaban und Rivaroxaban kann ohne Messung der Wirkspiegel durchgeführt werden. In bestimmten Situationen, wie beim Auftreten von Blutungskomplikationen oder vor ungeplanten Eingriffen kann die Bestimmung der Wirkspiegel jedoch notwendig werden. Aktuell gibt es keine Methode zur patientennahen Bestimmung der Wirkspiegel von Apixaban und Rivaroxaban.
Postoperative Blutungskomplikationen sind die häufigste Ursache für Morbidität und Mortalität nach neurochirurgischen Eingriffen. Niedrige Fibrinogen- und Faktor XIII- Spiegel sind mögliche Risikofaktoren für das Auftreten von Nachblutungen in der Neurochirurgie.
Die Ziele dieser Dissertation waren (a), die Anwendbarkeit zweier modifizierter Thromboelastometrie-Verfahren zur Bestimmung des Effekts von Rivaroxaban und Apixaban zu prüfen, und (b), einen möglichen Zusammenhang zwischen perioperativen Fibrinogen- und Faktor XIII-Spiegel und Blutungskomplikationen nach elektiven neurochirurgischen Eingriffen zu finden.
Um den Effekt von Apixaban und Rivaroxaban mittels Thromboelastometrie zu bestimmen, wurden Vollblutproben von 20 Probanden mit aufsteigenden Konzentrationen von Apixaban und Rivaroxaban versetzt. Zur Messung der Proben wurde ein spezieller, bisher nicht kommerziell erhältlicher ROTEM® Testansatz mit geringerer Tissue Factor Konzentration (lowTF) verwendet.
Um die Assoziation zwischen perioperativen Fibrinogen- und Faktor XIII-Spiegel und dem Auftreten postoperativer Blutungen zu evaluieren wurden Fibrinogen- und Faktor XIII-Spiegel in 290 Patienten während elektiver intrakranieller Eingriffen gemessen. Die Spiegel wurden vor dem Hautschnitt sowie zum Zeitpunkt der Hautnaht bestimmt. Es besteht eine dosisabhängige Korrelation zwischen Apixaban und Rivaroxaban Plasmaspiegeln und den LowTF – ROTEM® Parametern clotting time und time to maximum velocity.
Patienten / Patientinnen mit postoperativer Nachblutung hatten signifikant niedrigere Fibrinogen-Spiegel zum Zeitpunkt der Hautnaht im Vergleich zu denen ohne Blutungskomplikationen.
Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass LowTF – ROTEM® als initialer, patientennaher Screeningtest den Effekt von Apixaban und Rivaroxaban nachweisen kann und niedrige Fibrinogen-Spiegel nach neurochirugischen Eingriffen ein möglicher modifizierbarer Risikofaktor für postoperative Nachblutungen sind.