Hintergrund:
Die Prävalenz der Aortenstenose nimmt in unserer alternden Gesellschaft stetig zu und immer mehr PatientInnen mit komplexen Aortenklappenproblemen suchen medizinische Hilfe.
Ziele:
Die Ziele der vorliegenden Dissertation sind folgende Fragestellungen zu Untersuchen:
• Die Rolle spezialisierter Herzklappenambulanzen im Management der PatientInnen mit Aortenklappenerkrankungen
• Den natürlichen Verlauf und den optimalen Zeitpunkt für den Aortenklappenersatz bei alten PatientInnen mit höhergradiger asymptomatischer Aortenstenose
• Den natürlichen Verlauf von PatientInnen mit kombinierten Aortenvitien
Material und Methoden:
• 388 konsekutive PatientInnen mit höhergradiger Aortenstenose und einer OP Indikation wurden inkludiert. Bei 290 dieser PatientInnen lag bereits bei der Erstvorstellung eine Indikation zum Aortenklappenersatz vor und 98 initial asymptomatische PatientInnen wurden in ein Follow-up Programm einer spezialisierten Herzklappenambulanz eingeschlossen bis sie eine OP-Indikation entwickelt hatten.
• 103 konsekutive PatientInnen mit einer höhergradigen asymptomatischen Aortenstenose die über 70 Jahre alt waren wurden prospektiv eingeschlossen.
• 71 konsekutive asymptomatische PatientInnen mit einer zumindest mittelgradigen Aortenstenose in Kombination mit einer zumindest mittelgradigen Aorteninsuffizienz wurden prospektiv eingeschlossen.
Resultate
• Das symptomatische Intervall war bei jenen PatientInnen welche bereits bei der Erstvorstellung symptomatisch waren signifikant länger als bei jenen PatientInnen welche bereits im asymptomatischen Stadium im Follow-up Programm einer spezialisierten Herzklappenambulanz eingeschlossen waren. Obwohl diese PatientInnen instruiert wurden neu aufgetretene Symptome sofort zu berichten,
warteten 77 von 98 PatientInnen bis zum nächsten regulären Follow-up Termin um dies zu tun. Schwere Symptome (NYHA oder CCS Klasse ≥III) lagen bei 61% der initial symptomatischen und 34% der PatientInnen die zuvor im Follow-up Programm einer spezialisierten Herzklappenambulanz eingeschlossen waren vor (p < 0.001).
• Bei den 103 alten PatientInnen mit höhergradiger asymptomatischer Aortenstenose wurden 91 Events (Indikation zum Aortenklappenersatz bei 82 PatientInnen und kardialer Tod bei 9 PatientInnen) während des Follow-ups dokumentiert. Das ereignisfreie Überleben lag bei 73%, 43%, 23% und 16% nach 1, 2, 3, und 4 Jahren. Immobilisierende Komorbiditäten lagen bei 29% der PatientInnen vor und 43% der PatientInnen entwickelten schwere Symptome (NYHA oder CCS Klasse ≥III). PatientInnen mit einer maximalen Flussgeschwindigkeit über der Aortenklappe (AV- Vel) ≥5.0 m/s wiesen signifikant höhere Ereignisraten auf als PatientInnen mit einer AV-Vel<5.0 m/s. 71 PatientInnen erhielten einen Aortenklappenersatz und das postoperative Überleben lag bei 89% und 77% nach 1 und 3 Jahren.
• 50 der 71 PatientInnen mit kombinierten Aortenvitien entwickelten während des Follow-ups eine Indikation zum Aortenklappenersatz und es wurden keine kardialen Todesfälle wurden beobachtet. Das ereignisfreie Überleben lag bei 82 ± 5%, 49 ± 6% und 19 ± 5% nach 1, 3 und 6 Jahren. Es wurde ein perioperativer, aber keine postoperativen Todesfälle beobachtet. Die AV-Vel war ein unabhängiger Prädiktor des ereignisfreien Überlebens..
Conclusio
Die Prävalenz von Aortenklappenerkrankungen nimmt stetig zu und immer mehr PatientInnen mit komplexen Aortenklappenproblemen suchen medizinische Hilfe. PatientInnen mit kombinierten Aortenvitien sind üblicherweise jünger und können gemäß einer „Watchful Waiting“ Strategie sicher gemanagt werden bis OP-Indikationen bezüglich der Stenosekomponente, der Insuffizienzkomponente oder der Aorta auftreten. Die maximale Flussgeschwindigkeit über der Aortenklappe spiegelt die Schwere des Vitiums akkurat wider und erlaubt eine Risikostratifizierung.
Alte PatientInnen mit höhergradiger asymptomatischer Aortenstenose haben eine sehr hohe Ereignisrate und kardiale Todsfälle bei scheinbar asymptomatischen PatientInnen sind keine Rarität. Zudem scheinen beginnende Symptome insbesondere bei älteren PatientInnen in Gegenwart immbolisierender Komorbiditäten schwierig detektierbar zu sein. Ein früher elektiver Aortenklappenersatz sollte daher bei selektierten älteren PatientInnen in betracht gezogen werden, wenn das prozedurale Risiko vertretbar ist.
Entscheidet man sich für eine „watchful waiting“ Strategie, so sollte eine solche in einem spezialisierten Herzklappenzentrum verfolgt werden. Dies führt zu einer Früherkennung von Symptomen sowie einem optimierten Timing der OP.