G Protein-gekopplete Rezeptoren (GPCR) gehören zu einer der größten Rezeptorfamilien im menschlichen Genom und sind daher für die pharmakologische Forschung hochinteressant. Etwa 30-50% der verschreibungspflichtigen Arzneistoffe wirken über eine Modulation von jenen Rezeptoren, und deren assoziierten Botenstoffen.
Die molekular Erforschung solcher GPCRs beruht auf der Verfügbarkeit einer Bibliothek von chemischen Stoffen (genannt Liganden), welche selektiv verschiedene funktionelle Zustände der Rezeptoren aktivieren oder hemmen können. In dieser Arbeit haben wir eine neuartige Strategie zur Liganden- Entdeckung herangezogen, basierend auf evolutiven Gemeinsamkeiten des Oxytozin/Vasopressin-Signalsystems. Wir haben entdeckt, dass ein aus Ameisen (und anderen Insekten) isolierte Oxytozin-ähnliches Neuropeptid (genannt Inotozin) ein besonderes pharmakologisches Wirkungsspektrum an den vier menschlichen Oxytozin/Vasopressin Rezeptoren besitzt. Inotozin aktiviert die Insekten Rezeptoren und die menschlichen Vasopressin V1b Rezeptoren, aber hemmt den menschlichen Vasopressin V1a Rezeptor. Danach konnten wir mit Hilfe einer chemischen Methode einen Baustein im Insektenpeptid durch eine sogennate spiegelverkehrte Aminosäure ersetzen. Der Austausch von L-Arg8 im Inotocin durch D-Arg8 resultierte in einem effektiven, stabilen und kompetitiven V1a Rezeptor-Antagonisten (Hemmer) mit einer 3000-fachen höhern Bindungsselektivität für den menschlichen Vasopressin V1a Rezeptor gegenüber den anderen drei Rezeptor-Subtypen, Oxytozin-, Vasopressin V1b- sowie Vasopressin V2 Rezeptor. Der neuartige Ligand wurde anschliessend in einem physiologischen Muskel-Kontraktions-Modell erforscht, und konnte effektiv die Kontraktion von menschlichen Gebärmutter (Uterus) Muskelzellen reduzieren; ein solcher Vasopressin V1a Rezeptor Hemmstoff, könnte prinzipiell als sogennantes „Tokolytikum“ also zur Unterdrückung von vorzeitigen Wehen eingesetzt werden. Schliesslich konnten wir mit Hilfe von struktureller Modellierung zeigen, welche molekularen Vorgänge der Peptid- Rezeptor-Wechselwirkung für die pharmakologische Wirkungsweise verantwortlich sind. Dies führte zudem zu neue Einblicken, und zur Identifizierung von wichtigen Bausteinen der Rezeptoren welche für die Ligandenfunktionalität und Selektivität wichtig erscheinen, um in Zukunft gezielter einzelne Rezeptor-Subtypen physiologisch erforschen zu können, sowie Arzneistoffkandidaten mit besserer Wirksamkeit herstellen zu können.