Hintergrund
Parodontitis ist eine durch Bakterien verursachte Erkrankung, die zu einer entzündlichen Reaktion des Immunsystems führt und schließlich in einem Verlust des parodontalen Gewebes mündet. Mehrere potentielle Risikofaktoren konnten bereits in Zusammenhang mit dem Auftreten und dem Voranschreiten parodontaler Erkrankungen ausfindig gemacht werden, wie beispielsweise psychologischer Stress. Die traditionelle parodontale Diagnostik basiert auf intraoraler Befunderhebung und Beurteilung von Röntgenbildern. Speichel wird als potentielles diagnostisches Medium für Parodontitis angesehen, es sind jedoch bislang keine Speichelbiomarker für die Diagnose einer Parodontitis validiert. Biomarker der drei Stressachsen sowie parodontopathogene Bakterien wurden bisher noch nicht gemeinsam im Speichel von ParodontitispatientInnen untersucht und könnten den Zustand parodontaler Gesundheit oder Krankheit widerspiegeln.
Material und Methoden
In einer ersten Untersuchung wurden Chromogranin A (CgA), Alpha-Amylase (AA) und Cortisol im Speichel von PatientInnen mit aggressiver und chronischer Parodontitis im Vergleich mit gesunden ProbandInnen untersucht. In einer zweiten Untersuchung wurde das Vorkommen parodontopathogener Bakterien im Speichel versus subgingivaler Plaqueproben mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) analysiert. In einer Studienpopulation von 100 ProbandInnen (44 parodontal gesunde und 56 aggressive und chronische ParodontitispatientInnen) wurden die Neuropeptide Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF), Substanz P (SP), Calcitonin Gene Related Peptide (CGRP), Vasoaktives Intestinales Peptid (VIP), Neuropeptid Y (NPA) und Adrenomedullin (ADM) im Speichel mittels Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (ELISA) untersucht. Alle Biomarker wurden auch im Serum bestimmt, um mögliche Korrelationen oder Wechselbeziehungen zu detektieren.
Ergebnisse
Signifikant höhere CgA- und Cortisolwerte konnten bei PatientInnen mit aggressiver Parodontitis im Speichel nachgewiesen werden. Unter den parodontopathogenen Bakterien korrelierten Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Porphyromonas gingivalis, Treponema denticola, Tannerella forsythia, Actinomyces viscosus, Campylobacter rectus/showae, Prevotella intermedia, Parvimonas micra, Eubacterium nodatum und Campylobacter gracilis signifikant zwischen Speichel- und subgingivalen Plaqueproben. Unter den Neuropeptiden der Studienpopulation von 100 ProbandInnen ergaben sich signifikante Unterschiede bei VIP und NPY im Speichel. Es gab keine Korrelationen zwischen Speichel- und Serumwerten unter den untersuchten Neuropeptiden.
Schlussfolgerung
In Anbetracht der Einschränkungen der Studien weisen die Ergebnisse darauf hin, dass mehrere stressgekoppelte Peptide in erhöhter Konzentration im Speichel von ParodontitispatientInnen zu finden sind und diese mit einer kombinierten mikrobiologischen Analyse und anderen Wirt-Erreger Markern einen neuen Weg in der Diagnostik und Überwachung parodontaler Erkrankungen darstellen könnten.