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Titelaufnahme

Titel
Heydorns kritische Bildungstheorie als notwendig-konsequentes Reflexionsinstrumentarium der politischen Bildung / eingereicht von Steffen Pelzel
AutorInnenPelzel, Steffen
Betreuer / BetreuerinMeisterhans, Nadja
ErschienenLinz, 2019
Umfang164 Blätter
SpracheDeutsch
DokumenttypMasterarbeit
SchlagwörterSozialpolitik / Politische Bildung / Bildungstheorie
Schlagwörter (DE)(kritische) politische Bildung / kritische Bildungstheorie / kritische Theorie / Ideologiekritik / Bildung und Herrschaft / Halbbildung
Schlagwörter (EN)(critical) political education / critical theory of education / critical theory / ideological criticism / education and power relations
Schlagwörter (GND)Linz
URNurn:nbn:at:at-ubl:1-30174 
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 Das Werk ist gemäß den "Hinweisen für BenützerInnen" verfügbar
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Zusammenfassung

Heydorns kritische Bildungstheorie als notwendig-konsequentes Reflexionsinstrument der politischen Bildung Keywords: (Kritische) Politische Bildung; Kritische Bildungstheorie; Kritische Theorie; Ideologiekritik; Bildung und Herrschaft; Halbbildung Anliegen der Arbeit ist aus einer ideologiekritisch-bildungstheoretischen Perspektive aufzuzeigen, dass politische Bildung in ihrer aktuellen Verfasstheit mehrheitlich den eigenen proklamierten Ansprüchen nicht gerecht wird. Weder dem rechtspopulistischen Vormarsch, noch dem allgemeinen Unbehagen mitsamt weiteren regressiven Symptomen im neoliberalen Kapitalismus wird dadurch ausreichend begegnet. Ein konsequenter Blick auf grundlegende Strukturen derartiger Phänomene geht verloren. Zu problematisieren ist dabei das in der politischen Bildung adaptierte Bildungsverständnis, das den ökonomisch-instrumentellen Funktionscharakter der kapitalistischen Leistungsgesellschaft widerspiegelt. Aufgrund der inner-disziplinären Streitigkeiten um die Begriffe der Kritik und des Politischen, um Fragen der Normativität und Professionalität, um didaktische und methodische Konzeptionen sowie den nötigen Gehalt an kritischen Gesellschaftstheorien, wird die Dimension der Bildungstheorie unverhältnismäßig gering thematisiert. Heydorns kritische Bildungstheorie ist hierbei der strukturelle Fluchtpunkt dieser Masterarbeit, die in der ideologiekritischen Aufarbeitung der Begriffe und Ideen der politischen Bildung und derer bildungstheoretischen Wendung signifikante Potenziale für eine integre und wirksame Neuausrichtung vermutet. Zunächst soll ein Abriss der aufklärerischen Ideale und der Ideengeschichte des Bildungsbegriffs theoretische Bezugspunkte vorbereiten und das Fundament der modernen Bildungsidee ausbreiten, auf das sich in den verschiedensten Konzeptionen von Erziehung und Bildung weiterhin ausnahmslos berufen wird. Die kritische Gesellschaftsdiagnose der Frankfurter Schule markiert dann eine Zäsur der bildungsbegrifflichen Geschichte und stellt heraus, inwiefern die Indienstnahme der Bildung mitsamt aufklärerischem Schein als herrschaftssichernde Ideologie zu reflektieren ist. In einem weiteren Schritt wird dieser Problemaufriss auf den Diskurs der politischen Bildung übertragen, um dort unter anderem mit einer Kritik der wissensgesellschaftlichen Kompetenzideologie parallele Regressionslinien aufzuzeigen und den Vorwurf der Nichterfüllung der Bildung zu autonomer Selbstbestimmung und emanzipatorischer Reflexionsfähigkeit zu explizieren. Dieser Aufbau kulminiert in dem Hinweis auf Heinz-Joachim Heydorns kritische Bildungstheorie und auf die Möglichkeiten, die sich für den Diskurs der kritischen politischen Bildung in einer gebündelten bildungstheoretischen Reflexion ihrer Ansätze, beziehungsweise einer sich am radikalen Bildungsbegriff entzündenden Debatte eröffnen. Die in dieser Abhandlung selbst implizit angedeutete Methode und Denkweise Heydorns wird konkretisiert. Seinem dialektischen Verständnis von Bildung und Gesellschaft entspringt die Notwendigkeit einer historisch-materialistischen Revision des Bildungsgedankens. Im Sinne eines kritischen Humanismus hält Heydorn an den Mündigkeitspotenzialen der historischen Zugänge, allen voran denen der bürgerlichen Bildung fest und untersucht die jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen ihrer unvollständigen oder instrumentell überformten Realisierung. Das als Folge der Vernunftgeschichte im Bildungsbegriff selbst von Beginn an angelegte Spannungsverhältnis von Emanzipation und Herrschaft erweist sich als der zentrale Widerspruch, der für kritisch-politische Bildungsvorhaben wirksam gemacht werden kann. Bildung büßt aufgrund ihres seit der Antike latent bestehenden instrumentellen Charakters und der mit der Aufklärung zunehmenden Institutionalisierung einerseits ihren eigentlichen begriffs-immanenten emanzipatorischen Selbstzweck ein. Andererseits bereitet das für den expandierenden Kapitalismus stets notwendige Fortschrittsmotiv aber auch innerhalb der positivistischen Bildungsideologie jene humane Rationalität vor, die den Weg zum bewussten Subjekt und somit zur möglichen Mündigkeit sichtbar werden lässt. Kritische Bildung setzt mit ihrer pädagogischen Arbeit an der materiellen Basis von Bildung an, stellt explizit die Frage nach Macht- und Herrschaftsverhältnissen und positioniert sich somit als politische Theorie. Das Subjekt, das zum Bewusstsein über die gesellschaftlich bestimmten, nicht aber determinierenden Verhältnisse gelangt, tritt dieser Sozialität und der eigenen Subjektivierung kritisch-reflexiv und aktiv handelnd gegenüber. Eine sich analog konstituierende politische Bildung zielt in ihrer Gesamtheit konsequent auf die Erkenntnis der herrschaftlich strukturierten Verhältnisse und tritt als Disziplin in einen selbstreflexiven Prozess ein, der insbesondere auf bildungspolitische und -theoretische Grundsatzfragen abzielt. Somit kann die aktuell im Lagerstreit von sogenannter traditioneller und kritischer politischer Bildung polarisierte Debatte über Intention und Legitimation politischer Bildungsarbeit entschärft und konstruktiv gewendet, Bildungsinhalte und Methoden an neuen Maßstäben reflektiert werden. Kritische Bildungstheorie provoziert den wissenschaftlichen Diskurs hingehend eines neuen Selbstverständnisses, das die Verunmöglichungsbedingungen aufklärerischer und neu-humanistischer Ideale vor dem Hintergrund der materiellen gesellschaftlichen Verhältnisse betrachtet, bewusst macht und zu überwinden hilft. Entsprechende Ideale werden stets anhand der gegenwärtigen materiellen Beschaffenheit von Gesellschaft re-aktualisiert. Die notwendige bildungstheoretische Konsequenz der im Diskurs mittlerweile vielfach vertretenen sozialwissenschaftlichen Kritik etabliert einen neuen Deutungs- und Legitimationsrahmen. (Ideologie-)Kritische Zugänge bleiben nicht länger als Bildungsinhalt in der affirmativen Konstitution der politischen Bildung oberflächlich verhaftet, sondern weisen diese insgesamt auf die Notwendigkeit einer neuen Aushandlung des dialektischen Machtverhältnisses von Bildung und Gesellschaft im Modus der Kritik hin, um sich als Diskurs aktiv und selbstbestimmt positionieren zu können. Sich als politische Bildung definierende Bildungsarbeit darf derartige Reflexionen nicht aussparen, um sich nicht selbst zur ideologischen Halbbildung zu degradieren. 81.00 Bildungswesen: Allgemeines 81.02 Philosophie und Theorie des Bildungswesens

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