Die Reformen in der dualen Berufsausbildung von Anfang der 1970er Jahre bis Mitte der 2000er Jahre können in zwei unterschiedliche Reformperioden unterteilt werden, die großteils auf globale wirtschaftliche Veränderungen zurückzuführen sind. Die in den 1960er und 1970er Jahren ausreichend zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel machten es dem Wohlfahrtsstaat möglich umfangreich in Bildung zu investieren. Die sogenannte "Bildungsexplosion" war ein Ausdruck dafür. Die Gegenreaktion, um die zunehmende staatliche Verschuldung in den Griff zu bekommen, folgte in Form neoliberaler Sparmaßnahmen ab den 1990er und 2000er Jahren. In Österreich war, wie in vielen anderen europäischen Wohlfahrtsstaaten, die Reduzierung des Budgetdefizits ein wichtiges politisches Ziel. Die duale Berufsausbildung nimmt in Österreich eine Sonderstellung ein, da sie im Einflussbereich mehrerer Ministerien und Institutionen liegt. Aufgrund der unterschiedlichen Interessen der Bereiche Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Bildung kam es, verglichen mit dem übrigen Schulsystem, zu teils anderen Reformen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den Zusammenhängen in der Trägerschaft der Lehrlingsausbildung, der finanziellen Entwicklung, dem Qualitätsmanagement und der Chancengleichheit. Diese Bereiche spielten nach dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 und den folgenden Aktionsprogrammen zur Wirtschafts- und Bildungspolitik eine besonders wichtige Rolle.