In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche berufsbedingten Einflüsse im Lehrberuf als belastend wahrgenommen werden und welchen Einfluss insbesondere Schulreformen, am Beispiel der Bildungsstandards, dabei auf das Belastungserleben von Lehrpersonen haben. Dazu werden Daten von 528 österreichischen Lehrern/Lehrerinnen an Hauptschulen und Neuen Mittelschulen ausgewertet. Das hier zugrunde gelegte Arbeitsmodell basiert auf dem Belastungs- und Beanspruchungsmodell im Lehrberuf von Rudow (1994), dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus & Launier (1981) und dem „challenge-hindrance stressor model“ von Cavanaugh et al. (2000). Die empirische Untersuchung zeigt auf, dass vorwiegend berufliche Faktoren, wie mangelnde Schüler/innen-Motivation, zu große Klassen, geringe Lernbereitschaft der Schüler/innen, Reformen im Schulsystem usw., als subjektiv belastend wahrgenommen werden. Bezüglich der bildungspolitischen Reformelemente wirken kompetenzorientiertes Unterrichten, das Lesen/Interpretieren von externen Datenrückmeldungen, externe Überprüfungen sowie einhergehende Qualitätsentwicklungsprozesse für die Hälfte der befragten Lehrpersonen behindernd in ihrer Berufsausübung. Des Weiteren zeigt die durchgeführte Studie, dass bei hohem allgemeinem Stresserleben auch bildungspolitische Reformelemente als beanspruchend wahrgenommen werden. Diesem reformbedingten Belastungserleben begegnen Lehrkräfte vorwiegend mit problem- sowie emotionsbezogenen Situationsvermeidungsstrategien (z. B. Fluchttendenz, persönliches Aufgeben). Diese negativen Bewältigungsstrategien deuten darauf hin, dass Lehrkräfte über mangelnde Ressourcen (z. B. Kompetenzen, Handlungsvoraussetzungen, Einstellungen etc.) verfügen, die es verhindern, die wahrgenommenen Stressoren zu überwinden.