Durch die Einführung der Bildungsstandards im österreichischen Schulsystem sollte eine Qualitätsentwicklung in der Schule und im Unterricht eingeleitet werden (vgl. Grillitsch, 2010, S. 5). Dabei stellt kompetenzorientierter Unterricht ein zentrales Wirkelement dar (vgl. Wagner & Huber, 2015, S. 4). Im Rahmen dieser neuen Unterrichtsform soll nicht mehr die Reproduktion von Unterrichtsinhalten, sondern die nachhaltige Entwicklung von Fähigkeiten und deren Transfer auf unterschiedliche Anwendungssituationen (vgl. Mürwald-Scheifinger & Weber, 2011, S. 25; Neuweg, 2015, S. 8ff) in den Vordergrund rücken. Um dies zu ermöglichen, sind sogenannte „kompetenzorientierte Aufgaben“ ein wesentlicher Bestandteil des derzeit vorherrschenden Unterrichtsverständnisses. Aufgrund der fehlenden empirischen Forschungsbefunde, soll dieses neue Aufgabenformat im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit näher erforscht werden. Lehrerinnen, Schüler/innen und Eltern an niederösterreichischen Volksschulen wurden in Form von qualitativen Interviews befragt, um Bewertungsunterschiede zwischen traditionellen und kompetenzorientierten Aufgaben zu identifizieren. Außerdem sollten neben Merkmalen von kompetenzorientierten Lernaufgaben auch Konsequenzen, die sich durch deren Einsatz für den Unterricht ergeben, sowie notwendige Handlungskompetenzen von Lehrkräften, erhoben werden. Die Ergebnisse zeigten, dass die vorgelegten Mathematikaufgaben hinsichtlich der kognitiven Anforderungen, der erforderlichen Denkprozesse, der Gestaltung, des Schwierigkeitsgrades und des Motivationsgehaltes unterschiedlich wahrgenommen wurden, wobei die Lehrkräfte sowie Eltern das kompetenzorientierte Beispiel und die Schüler/innen die traditionelle Aufgabe positiver beurteilten. Den Aufgabenformaten wurden außerdem unterschiedliche Funktionen zugeschrieben, allerdings werden beide regelmäßig im Unterricht eingesetzt. Charakteristisch für kompetenzorientierte Lernaufgaben ist, dass durch deren Einsatz die Förderung von Denkprozessen, Verständnis, logischem Denken und Verbalisierungsfähigkeit angestrebt wird. Während keine allgemeinen Denkprozesse, die zur Lösung solcher Aufgaben erforderlich sind, identifiziert werden konnten, konnten jedoch Konsequenzen für den Unterricht und notwendige Lehrer/innenkompetenzen ermittelt werden.
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