Tiefenpsychologische und anthropologische Traditionen im Leben und Werk Maria Montessoris Unter den Theoretikern der Pädagogik gibt es insgesamt nur wenige weibliche Vertreter. Eine von ihnen ist Maria Montessori, deren Lebenswerk auch heute noch aktuell ist und deren Pädagogik in den letzten Jahren eine deutliche Renaissance erfahren hat.
In der vorliegenden Arbeit wird die persönliche Werdensgeschichte Maria Montessoris mit den historischen Ereignissen des ausgehenden 19. und den Ereignissen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verknüpft. Die Persönlichkeit und der Charakter Montessoris werden unter tiefenhermeneutischen Aspekten untersucht und verstehend in die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingeordnet.
Ausgehend von den wichtigsten psychologischen, pädagogischen und wissenschaftlichen Vorläufern und Zeitgenossen Maria Montessoris werden zentrale Begriffe nachgewiesen, die in ihr Werk eingeflossen sind. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Darstellung von drei methodologischen Grundüberzeugungen, die auf den Sensualismus (John Locke), den Positivismus (Auguste Comte) und den darwinschen Evolutionismus zurückzuführen sind. Da sich Maria Montessori vertiefend mit dem Modell der Evolution identifizierte, haben die Lehren - wie in einem nachfolgenden Kapitel beschrieben - weiterer Wissenschaftler und Philosophen wie Julian Huxley, Ernst Haeckel, Henri Bergson und Hugo de Vries nachweislich in ihr Werk Eingang gefunden.
Die Grundzüge ihrer Anthropologie sowie die zentralen Begriffe im Werk Montessoris, Entwicklung und Person, werden detailliert dargestellt.
Ihrer Entwicklungspsychologie werden Modelle auch anderer Wissenschaftsrichtungen, wie die von Ernst Cassirer, Erik H. Erikson und Lawrence Kohlberg gegenübergestellt und erörtert.
In dieser Arbeit wird deutlich, dass durch die fehlende Assimilation von tiefenpsychologischen und philosophisch-an Erkenntnissen Montessoris Werk noch um einige Gesichtspunkte hätte bereichert werden können.
Im abschließenden Kapitel wird anhand dreier Falldarstellungen gezeigt, dass es dank der Montessori-Pädagogik möglich ist, Kinder mehr in ihrer Individualität zu respektieren und zu fördern.