Diese Arbeit stellt aufgrund der über weite Strecken von Robert Dannebergs Leben ungenügenden Quellenlage nicht den Anspruch, eine umfassende Darstellung seines politischen Wirkens zu bieten. Sie ist ein wissenschaftlicher Beitrag zu Leben und Werk einer Persönlichkeit der österreichischen Arbeiterbewegung, die von der Forschung bisher weitgehend vernachlässigt wurde und heute nahezu in Vergessenheit geraten ist, obwohl sie die Geschichte Ãsterreichs in der Ersten Republik beeinflusst hat und ihre Wirkungen in vielerlei Hinsicht bis in die Gegenwart reichen. Es wird versucht, die politischen Handlungen Dannebergs anhand von konkreten historischen Ereignissen und Situationen der österreichischen Geschichte in den ersten vier Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts an seinem Denken und seinen weltanschaulichen Grundsätzen zu beurteilen und nach Dauerhaftigkeit und Veränderung seines Wirkens vor dem Hintergrund von Rahmenbedingungen und Handlungsspielräumen zu fragen. Ein wesentliches Anliegen dieser Arbeit ist es daher, die einzelnen Bereiche der auÃergewöhnlich umfangreichen und vielseitigen politischen Tätigkeit Dannebergs, der als Realpolitiker stets praxisbezogen dachte und handelte, näher zu beschreiben und die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen auf die Gegenwart darzulegen.
Dargestellt wird sein Wirken in der Jugendbewegung und für die Bildungsarbeit bis zum Jahr 1914, seine Kriegsgegnerschaft und sein Eintreten für den Internationalismus und die daraus resultierenden Konflikte mit seiner Partei während des Ersten Weltkrieges sowie die führende Funktion, die er als Delegierter bei den Landeskonferenzen in Salzburg und Linz und als Mitglied des Unterausschusses des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung bei der Entstehung der österreichischen Verfassung 1919/20 ausübte, und die zentrale Rolle, welche er bei der Verfassungsreform des Jahres 1929 innehatte. AuÃerdem wird Dannebergs die Etablierung Wiens als eigenständiges Bundesland im Jahre 1922, seine sich über die gesamte Zeit der Ersten Republik erstreckende enge Zusammenarbeit mit Hugo Breitner, mit dem er wesentliche Voraussetzungen für die Reformarbeit des Roten Wien schuf, sowie sein Einsatz bei der Schaffung und Verteidigung eines modernen Mietrechtes geschildert. Erwähnt werden zudem Dannebergs zukunftsweisende Analysen zu den Nationalrats- und Wiener Gemeinderatswahlen der Ersten Republik, die in seinen Publikationen breiten Raum einnahmen und mit denen er wissenschaftliches Neuland betrat. Weiters ist es das Ziel der Forschungen, Leben und Schicksal Dannebergs während der Epochen des "Austrofaschismus" und des Nationalsozialismus auf der Grundlage des einschlägigen Aktenmaterials, den Gesprächen mit Zeitzeugen sowie anhand der Memoirenliteratur näher zu beleuchten. Im Zentrum der Betrachtung stehen hier seine Initiativen, die er als Vermittler zwischen den unterschiedlichen politischen Strömungen der in die Illegalität gedrängten Arbeiterbewegung zur Zeit des "Ständestaates" entfaltete sowie die Jahre der Inhaftierung in den Konzentrationslagern des "Dritten Reiches". AuÃerdem ist es ein Anliegen dieser Arbeit, basierend auf der umfangreichen Korrespondenz Dannebergs mit seiner Familie und den Parteigenossen aus dem Jahre 1934, zu versuchen, auch Erkenntnisse über den privaten Menschen zu gewinnen. Ein wichtiges Erfordernis bildet zudem die Erstellung einer Bibliografie sämtlicher in Form von Monografien, Artikeln und Aufsätzen erschienenen, zahlreichen Publikationen Dannebergs, welche ein auÃerordentlich bereites Spektrum unterschiedlicher politischer Problem- und Fragestellungen umfassen und aufgrund der ansonsten unzureichenden Quellensituation für die Erforschung von Robert Dannebergs Leben und Wirken von zentraler Bedeutung sind.