Titelaufnahme

Titel
Selektion und soziale Ungleichheit an Schulen : Nahtstellenproblematik und Schwellensituation im Übergang von der Primarschule in die Sekundarstufe I am Beispiel des Fremdsprachenunterrichts Englisch / Silke Steinacher
VerfasserSteinacher, Silke
Begutachter / BegutachterinGrimm, Gerald ; Wakounig, Vladimir
BetreuerPopp, Ulrike Dorle
ErschienenKlagenfurt, September 2017
Umfang282 Seiten : Illustrationen, Diagramme
SpracheDeutsch
DokumenttypDissertation
SchlagwörterÖsterreich / Schulübergang / Volksschule / Sekundarstufe 1 / Englischunterricht / Chancengleichheit
Schlagwörter (GND)Klagenfurt
URNurn:nbn:at:at-ubk:1-30619 
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Zusammenfassung

Bei den Bildungsthemen stellt Bildungsungleichheit schon seit Jahren einen Dauerbrenner kontroverser Diskussionen dar. Das Thema der Chancengleichheit und der Selektion an der zweiten Nahtstelle ist auch nach jahrzehntelanger Forschung keinesfalls ausgeschöpft: Unzählige Meinungen, Theorien und Ansätze beschreiben und analysieren Chancengleich- und Chancenungleichheiten in unserem Bildungssystem. Sie verfolgen alle das Ziel, Gerechtigkeit herzustellen. Um eine Veränderung bzw. Weiterentwicklung festhalten zu können, braucht es eine intensive Auseinandersetzung mit historischen und empirischen Befunden. Seit dem 17. Jahrhundert wird der Versuch unternommen, Kontrolle über die Bildungsungleichheit zu erlangen. Jeder Vorstoß und vielfältigste Forschungstätigkeit fanden ihre Berechtigung, die für die jeweilige Zeit von Bedeutung war. Auch wenn höhere von niederer Bildung lange getrennt war, die Konfession oder gesellschaftliche Stellung der Eltern über Bildungsmöglichkeiten mitentschied, Mädchen oder Kinder aus ländlichen Regionen mit sozial niederem Status erst spät Zugang zu Bildung bekamen, so bestand doch immer die Hoffnung auf mehr Bildungsgerechtigkeit. Bildung sollte ein Bürgerrecht sein. Was entstand, war eine vielfältige mehrgliedrige Bildungslandschaft, um der jeweiligen Gesellschaftsschicht gerecht zu werden. Ihre Hochblüte erlebte Chancengleichheitsforschung in den 1960er Jahren, wo regionale und soziale Ungleichheiten stark ausgeprägt waren. Bourdieus Erklärungsansätze rund um das kulturelle, ökonomische und soziale Kapital finden aktuell bei standardisierten Kompetenzmessungen Berücksichtigung. Seit jeher spielt der Einfluss des sozioökonomischen Status eine bedeutende Rolle. Bildungserfolg hängt von der sozialen Herkunft ab. Wenn Schülerinnen und Schüler mit guten schulischen Leistungen aus sozial benachteiligten Familien stammen, dann beeinflusst die soziale Herkunft aufgrund genannter Daten und Fakten auch im Jahr 2017 die Übertrittsentscheidung in die Sekundarstufe I einer AHS - trotz Öffnung der Bildungswege - negativ. Aufgrund der Ergebnisse der international durchgeführten Kompetenzmessungen geriet nicht nur das österreichische, sondern auch das deutsche Schulsystem durch ihre großen sozialen Ungleichheiten und schlechten Platzierungen im Leistungsvergleich ins Zentrum der Kritik; mitunter aufgrund der Tatsache, dass beide Länder an der Mehrgliedrigkeit des Bildungswesens festhalten. Um sozialen Disparitäten entgegenzuwirken, investierte Deutschland verstärkt in sein Bildungswesen. Bei den Leistungsvergleichen holte Deutschland auf; die Daten für Österreich blieben gleich. Der zweiten Nahtstelle kommt hinsichtlich gleicher und ungleicher Chancenverteilung besondere Bedeutung zu, beeinflussen doch hier unterschiedliche Faktoren den weiteren Bildungsweg. Solange das mehrgliedrige Schulwesen bestehen bleibt, wird Schule auch ihre Selektions- und Allokationsfunktion behalten. Was ist nun Chancengleichheit? Das Fazit dieser Arbeit lautet, dass jedes Individuum das Recht hat gleiche Chancen, unabhängig von Geschlecht, Konfession, sozialem, ökonomischem oder kulturellem Kapital, zu ergreifen. Es geht nicht um dieselben Chancen, sondern lediglich um barrierefreie Möglichkeiten, Bildung erwerben zu können; vorausgesetzt, dass diese Bildungschancen auch dem Lern- und Leistungsvermögen von Schülerinnen und Schülern entsprechen. Es erfordert individuelles Denken und differenziertes pädagogisches Handeln, um Chancengleichheit nahe zu kommen. In Bezug auf den Fremdsprachenunterricht Englisch lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass der Übertritt in die 5. Schulstufe speziell für den Einstieg in den Hauptgegenstand Englisch umso leichter fällt, je konsequenter und intensiver die Schülerinnen und Schüler in der LFE in der Volksschule vorbereitet werden. Ebenso kann der Schluss gezogen werden, dass eine Wochenstunde Englisch auf der GST II und integrativ geführter Unterricht auf der GST I keinen kompetenzorientierten und nachhaltigen Unterricht garantieren können. Der Englischunterricht stellt insofern eine Bildungsbarriere dar, da die Kinder von vierährigem Fremdsprachenunterricht nach wie vor nicht profitieren und nicht in der Lage sind kommunikativ in der LFE zu kommunizieren. Vorrangig erscheint es in der Primarschule notwendig, den aufgezeigten Ist-Stand, Mängel, Unzufriedenheiten und Ungleichheiten in Augenschein zu nehmen, um nachhaltig eine Veränderung im Grundschulenglisch zu erzielen. Um zu Qualität, Kontinuität und zu einem kompetenz- und ergebnisorientierten Englischunterricht beitragen zu können, braucht es klare Vorgaben und Planungen, in denen die geforderten Kompetenzbereiche ausgewiesen sind. Der Fremdsprachenunterricht Englisch braucht in der Volksschule einen Veränderungsprozess, der zur Nivellierung von ungleichen Englischkenntnissen am Ende der 4. Schulstufe und somit zur Steigerung der Chancengleichheit im Ãœbergang von der Grundstufe II in die Sekundarstufe I beitragen kann.

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