Titelaufnahme

Titel
Erziehung für eine Zukunft, die nie kam : die Sozialistische Erziehungsbewegung der Kinderfreunde - eine Erziehungsutopie? / Karin Steiner
Weitere Titel
Education for a future, that never came
VerfasserSteiner, Karin
Begutachter / BegutachterinWakounig, Vladimir/ Adam, Erik
Erschienen2012
Umfang337 S.
Anmerkung
Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers
SpracheDeutsch
DokumenttypDissertation
SchlagwörterArbeiterbewegung / Reformpädagogik / Österreichische Kinderfreunde / Sozialismus / Erziehung
Schlagwörter (DE)Kritische Pädagogik / Sozialistische Erziehung / demokratische Reformpädagogik / Kinderfreunde / Austromarxismus
URNurn:nbn:at:at-ubk:1-27358 
Zugriffsbeschränkung
 Das Dokument ist frei verfügbar
Links
Nachweis
Dateien
Klassifikation
Zusammenfassung

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges zeigte sich in vielen Bereichen und bei vielen Nationen eine immense Erschütterung des europäischen Bewusstseins. Mit diesem einhergehend entstand auch ein Prozess tiefgründigen Fragens, wie es zu diesen, im Rückblick kultivierter Staaten zu völlig kontradiktorischen militärischen Ausschreitungen hat kommen können. Hans Jochen Gamm beschreibt diesen damaligen Ansatz des intensiven Nachdenkens, diese Umsinnung, als `Metanoia´ . So begann in den zwanziger Jahren, insbesondere im Bereich der Bildung und der artverwandten, damals neuaufkommenden Wissenschaften wie der Psychologie und Soziologie, ein sich über die Disziplinen spannendes, intensives Nachdenken über die Bildsamkeit des Menschen, wie es seitdem mit vergleichbarer Intensität und Ernsthaftigkeit nicht wieder zu verzeichnen ist. In dieser Zeit der revolutionären Erwartungen und Sehnsüchte einer Bildsamkeit des Menschen entstand auch erstmals eine breite Diskussion um eine Revolutionäre Pädagogik. Grundlage all dieser pädagogischen Diskussionen war die Wiederentdeckung der bildungstheoretischen Motive der Überlegungen von Marx. Denn seine Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus ließ sich perfekt in die damalige metanoische Diskussion setzen: Grundlage seiner Theorie war die Feststellung, dass die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse sich nur durch eine Umgestaltung aller gesellschaftlichen Bedingungen verändern ließen, der Bildung des Menschen kam hierbei eine zentrale Rolle zu. Dieser in den zwanziger Jahren offene, geistige und gesellschaftliche Raum ermöglichte es, dass sich eine bemerkenswerte pädagogische Reflexionsebene - eben im Sinne einer gesellschaftskritischen Sozialwissenschaft bildete, die sich als Gegenbewegung zur bürgerlichen Pädagogik etablierte, die Sozialistische/ Kritische Pädagogik. Dass dieses pädagogische Vorhaben von den dominierenden erziehungshistorischen Fo der damals vorherrschenden Geisteswissenschaftlichen Pädagogik - nicht gewünscht und daher weitgehend vernachlässigt bzw. unterbunden worden ist, soll in dieser Arbeit dargestellt werden. Bis heute bildet die wissenschaftliche Auseinandersetzung - insbesondere die der reform-pädagogischen - mit der Sozialistischen Pädagogik und den Ansätzen einer progressiven Reformpädagogik ein Forschungsdesiderat. Der sozialistische Ansatz der von völkisch-nationalistischen bis zu kommunistischen Modellen reichenden Vielfalt der Reformpädagogik wurde in der Bildungswissenschaft bisweilen unzureichend beachtet und unangemessen untersucht, ihnen kommen allenfalls eine randständige Bedeutung zu. Ein wesentliches Anliegen dieser Forschungsarbeit besteht daher in der Erweiterung des bis heute vorherrschenden Bildes der Reformpädagogik, welches vor allem durch die tradierten Deutungsmustern der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik (Nohl, Flitner, Scheibe) bestimmt ist, um die Bedeutung und Wirkungsgeschichte einer sozialistischen Reformpädagogik. Am Beispiel der sozialistischen Erziehungsbewegung der österreichischen Kinderfreunde möchte die Autorin diese Auseinandersetzung aufzeigen und den Blick auf die Komplexität und mehr noch auf die Gesellschaftlichkeit bildungspolitischer und pädagogischer Erkenntnisentwicklungen und Diskurse in der Zeit von 1908-1934 richten.

Denn im Sinne ihrer progressiven reformpädagogischen Richtung war es Ziel der Organisation, "aus der grundlegenden Kritik gesellschaftlich-historischer Umstände heraus eine fundamentale Erneuerung von Pädagogik, Schule und Sozialisationsbedingungen zu intendieren und diesen Prozess als einen politisch-emanzipatorischen Entwicklungsgang aufzufassen, der mitunter durch eine pädagogische Bildungspraxis aufgebaut, angeleitet und unterstützt werden muss." Dieses Vorhaben in Hinblick auf seine politisch praktische Dimension und die damit verbundenen Erfolge Tradition der bürgerlichen Pädagogik so maßgeblich ins Wanken, dass sie bewusst fern von jeglicher erziehungswissenschaftlicher Aufmerksamkeit gehalten wurde. Die Marginalisierung ist bis zum heutigen Zeitpunkt zu erkennen und so bezweifelt die Autorin, ob die etablierte Erziehungswissenschaft die Auseinandersetzung mit jenen revolutionären Erziehungsansätzen der damaligen Zeit in ihren Wissenschaftsbereich aufnehmen wird. Umso wichtiger sind für die Autorin daher diese historischen Rückgriffe auf eine Pädagogik, die sich als theoretische und praktische Vernunft entworfen hat und eine Analyse der Schwierigkeiten, die die damalige sozialistische Erziehungsbewegung bei der Herausbildung ihrer Erziehungslehre hatte.

Die Wiederbelebung und Untersuchung dieser demokratischen Modellansätze in Form der vorlieg-enden Dissertation soll aber nicht nur einen Fokus auf ihre Marginalisierung legen, sondern ver-drängte Konzepte der pädagogischen Diskussion wieder zugänglich machen und für die politischen Implikationen pädagogischer Theoriebildung und Praxis aufbereiten.

Abstract

No abstract available

Statistik
Das PDF-Dokument wurde 298 mal heruntergeladen.