Die fundamentale Frage nach der Bedeutung des Todes für das menschliche Leben stellt nicht nur einen zentralen Topos der westlichen Philosophie dar, sondern hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch in der empirischen existenziellen Psychologie eine erhöhte Aufmerksamkeit erfahren. Besonders populär in diesem Forschungsbereich wurde dabei die Terror Management Theory (TMT), welche vor allem die Defensivität des Menschen im Umgang mit dem Wissen um seine eigene Mortalität betont. Demgegenüber weisen Existenzphilosophen wie Kierkegaard und Heidegger sowie neuere und zur TMT komplementäre psychologische Theorien auf das Potenzial für Wachstum und Befreiung, das einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit inhärent ist, hin. Basierend auf dieser Prämisse wurde eine achtmonatige Längsschnittstudie (vier Erhebungszeitpunkte) durchgeführt, um potenzielle Auswirkungen einer intensiven, persönlichen und über einen längeren Zeitraum aufrechterhaltenen Mortalitätssalienz (MS) auf unterschiedliche Aspekte von Sinnerleben und Einstellungen gegenüber Sterben und Tod zu untersuchen. Entgegen früherer Befunde legen die Querschnittsergebnisse nahe, dass zwischen dem Sinnerleben und der Angst bzw. Akzeptanz bezüglich des eigenen Sterbens und Todes kaum belastbare korrelative Zusammenhänge bestehen – besonders, wenn dabei auf dispositionalen Selbstwert kontrolliert wird. Im Längsschnitt zeigte sich, dass Mortalitätssalienz die Angst vor dem eigenen Sterben signifikant verminderte und das Akzeptieren des eigenen Sterbens signifikant erhöhte. MS-Effekte auf das Ausmaß an Sinnerfüllung, Sinnkrise und Sinnsuche konnten während des Untersuchungszeitraumes nicht beobachtet werden. Insgesamt legen die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung nahe, dass individuelles Sinnerleben und die Haltung gegenüber dem eigenen Sterben und Tod vermutlich in weniger starker Beziehung zueinander stehen als bisher angenommen.
Titelaufnahme
- TitelMemento mori?! : Mortalitätssalienz, Sinnerleben und Einstellungen gegenüber Sterben und Tod – eine Längsschnittstudie / eingereicht von Daniel Spitzenstätter, BSc
- Weitere TitelMemento mori?! mortality salience, meaning in life and attitudes toward dying and death – a longitudinal study
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- ErschienenInnsbruck, September 2018
- Umfang167 Blätter : Diagramme
- AnmerkungAbweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des VerfassersAbstract in englischer Sprache
- Datum der AbgabeSeptember 2018
- SpracheDeutsch
- DokumenttypMasterarbeit
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The fundamental question concerning the meaning of death for human life constitutes not merely a central topos in western philosophy but also received increased attention in empirical existential psychology over the last decades. Particularly popular in this field of research became Terror Management Theory (TMT), which emphasizes mainly the human defensiveness regarding the knowledge of one’s own mortality. In contrast, existential philosophers like Kierkegaard and Heidegger, as well as more recent psychological theories complementary to TMT, point out the potential for growth and liberation inherent in an earnest reflection on one’s own finiteness. Based on this premise an eight-month longitudinal study (four times of measurement) was conducted to investigate potential effects of an intensive, personal and longer-term variant of mortality salience training (MS) on different aspects of meaning in life and attitudes toward dying and death. Contrary to previous findings, cross-sectional results indicate that meaning in life and fear as well as acceptance of one’s own dying and death show hardly any stressable correlations, especially when controlled for dispositional self-esteem. Longitudinal analysis revealed a significant decrease in participants’ fear of one’s own dying and a significant increase in their acceptance of one’s own dying as effects of mortality salience. No MS-effects on meaningfulness, crisis of meaning and search for meaning could be observed during the investigation period. In summary, the results of the present study suggest that individual experiences of meaning in life and one’s stance on dying and death are presumably less strongly interwoven than previously expected.
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