Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird die Umstellung auf eine computergestützte baubegleitende Dokumentation im Tunnelbau unverzichtbar. Durch nicht durchgängige digitale Prozesse, schlecht leserliche Handschriften, Übertragungsfehler, Sprachbarrieren und Verluste wichtiger Dokumente besteht die Gefahr, dass wichtige Informationen verloren gehen. In der Folge ist eine lückenlose Zusammenstellung und Archivierung der Baudokumentation schwierig und kostet viel Zeit und Geld. Zudem können Qualität und Nachhaltigkeit der baulichen Anlage leiden, wenn Unterlagen für das spätere Betreiben mangelhaft sind. Auf Tunnelbaustellen kommen bereits verschiedene Softwarevarianten zum Einsatz. Einige Programme und Apps bieten die Möglichkeit zum Beispiel direkt an der Ortsbrust auf der Baustelle unter Verwendung von Laptops, Tablets oder Smartphones digital zu dokumentieren.
In dieser Masterarbeit werden drei laufende Tunnelbauprojekte untersucht, um einen Überblick über die IST-Stände der Baustellendokumentation zu bekommen. Insbesondere werden folgende Fragestellungen betrachtet. Wie viele Dokumente werden ‚mehrfach‘ geführt, wie viel wird noch auf Papier geschrieben? Wo sind hinsichtlich der Dokumentation die Unterschiede zwischen konventionell ausgeführten und maschinellen Vortrieben? Ist eine digitale Transformation hin zu einem ‚Tunnel Information Model‘ möglich und umsetzbar?
Aus den gewonnenen Erkenntnissen wird eine Empfehlung abgegeben, welcher Dokumentationsprozess sich als besonders nutzerfreundlich, effizient und wirtschaftlich erweist. Ob firmeninterne, selbst entwickelte Lösungen auf die Dauer mit global verfügbarer Software konkurrenzfähig sind, wird ebenfalls überprüft. Weiterhin wird untersucht, welche zusätzlichen Vorteile sich ergeben, wenn die komplette Dokumentation digital geführt wird. Inwiefern die ausführenden Firmen die digitalen Informationen der Baustelle in eine Datenbank überführen und das zentrale Modell damit verknüpfen, soll Bestandteil der Nachforschung sein. Darin sollen Daten abgespeichert und synchronisiert werden, so dass eine Verfolgung des Baufortschritts unter Tage oberirdisch möglich ist.
Eine strukturierte, transparente Dokumentation und Kommunikation kann auch das oft herausfordernde Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer sowie die Zusammenarbeit mit Nachunternehmen verbessern. Schlussendlich werden in dieser Arbeit auch die Potenziale der Digitalisierung auf den partnerschaftlichen Umgang der Vertragsparteien betrachtet. Insgesamt soll ein Beitrag für eine weniger fehleranfällige und wirtschaftlichere Zukunft im Tunnelbau geleistet werden.