Hintergrund
Oft kehren Frauen nach Schwangerschaft und Geburt nicht zum Laufen zurück. Einer der Gründe dafür scheint die Angst vor Verletzungen durch Bewegung zu sein. Es konnte beobachtet werden, dass sich bestimmte biomechanische Variablen der Laufbewegung postpartal verändern. Es wird angenommen, dass Bewegungsangst mit einer Verringerung des Bewegungsumfangs, insbesondere in Becken und Rumpf, einhergehen könnte um fehlende Stabilität zu verbessern und Sicherheit zu gewinnen.
Zielsetzung
Es sollte primär untersucht werden, ob bei Frauen die nach Schwangerschaft und Geburt zum Laufen zurückkehren eine Beziehung zwischen Bewegungsangst und bestimmten biomechanischen Laufstilvariablen besteht. Sekundär folgte die Studie einem explorativen Ansatz und untersuchte weitere mögliche Einflussfaktoren auf die postpartale Laufbewegung.
Studiendesign
Explorative Pilotstudie mit Querschnittsdesign.
Methodik
Es wurden 12 postpartale Probandinnen rekrutiert, welche kürzlich zum Laufen zurück gekehrt waren. Die Bewegungsangst und andere (die postpartale Historie und die Lauferfahrung betreffende) Informationen wurden mittels Onlinefragebogen abgefragt. Zur Bestimmung der Bewegungsangst wurde die Tampa Scale of Kinesiophobia (TSK-11) benutzt. Anschließend wurde eine biomechanische 3D-Laufanalyse mittels Xsens MVN Link auf dem Laufband durchgeführt und mit Matlab ausgewertet. Die statistischen Analysen wurden in Microsoft Excel und Jamovi durchgeführt. Die kinematischen Variablen Rotation im Becken, Rotation im Rumpf und Schrittfrequenz wurden mithilfe einer Korrelationsanalyse auf eine Beziehung zur Bewegungsangst untersucht. Andere mögliche nominale Einflussfaktoren, wie u.a. Schlafdefizit, Schmerzen und Stillen wurden mittels t-Test für unabhängige Stichproben auf Gruppenunterschiede untersucht. Die statistischen Analysen wurden in Jamovi und Microsoft Excel durchgeführt.
Ergebnisse
Es konnte eine statistisch nicht signifikante inverse Korrelation (r=-.394; p=.205) zwischen Bewegungsangst (M=19.2; SD=0.1) und Beckenrotation (M=11.5°; SD=3.1°) beobachtet werden. Außerdem gab es einen postpartalen Rückgang des Trainingsvolumens um ca. 50%. Die Schrittfrequenz zeigte eine starke inverse Korrelation mit statistischer Signifikanz mit der Zeitspanne zwischen Geburt und Laufanalyse (r=-.631; p<.05).
Konklusion
Eine geringe Bewegungsangst in der Stichprobe schränkt die Aussagekraft der Studienergebnisse ein. Es wird angenommen, dass die Probandinnen der Studie schon weit in ihrer individuellen postpartalen Rehabilitation vorangeschritten waren und kaum mehr Einflüsse auf biomechanische Laufstilparameter zu erwarten waren. Dennoch konnte eine mittlere inverse Korrelation zwischen Bewegungsangst und Beckenrotation beim Laufen beobachtet werden, jedoch ohne statische Signifikanz.
Ausblick
Eine größere Stichprobengröße für höhere statistische Power und Längsschnittstudien sind denkbar um Ursache und Wirkung von Bewegungsangst und biomechanischen Variablen bei postpartalen Läuferinnen weiter auf den Grund zu gehen.