Der individuelle Umgang mit den eigenen Emotionen, die Emotionsregulation (ER), ist mit dem psychischen Wohlbefinden einer Person assoziiert. Individuen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Fähigkeit spezifische ER-Strategien erfolgreich anzuwenden (ER-Kapazität) und der Tendenz, bestimmte ER-Strategien auszuwählen (ER-Tendenz). Ziel dieser Arbeit war es, die Zusammenhänge zwischen diesen beiden Aspekten der Emotionsregulation und dem psychischen Wohlbefinden genauer zu betrachten und hierfür eine Studie von Rammensee et al. (2023) zu replizieren. Gleichzeitig sollte somit der Forderung nach mehr Replikationsarbeiten innerhalb der psychologischen Forschung nachgekommen werden. Die Versuchspersonen absolvierten zwei behaviorale ER-Aufgaben im Labor, um deren leistungsbasierte ER-Kapazität (Implementierungsaufgabe: Anwendung zweier ER-Strategien) und ER-Tendenz (Selektionsaufgabe: Wahl zwischen zwei ER-Strategien) zu erfassen. Als ER-Strategien wurden Neubewertung und Ablenkung herangezogen. Es wurden negative emotionale Stimuli sowohl hoher als auch niedriger Intensitäten präsentiert. Zusätzlich wurden selbstberichtete Angaben zur Emotionsregulation und dem psychischen Wohlbefinden anhand verschiedener Fragebögen erhoben. Insgesamt wurde eine nicht-klinische Stichprobe von N = 109 zur Datenanalyse herangezogen. Es zeigte sich wie bei Rammensee et al. (2023) ein Zusammenhang zwischen ER-Tendenz und ER-Kapazität – je besser eine Strategie von einer Person angewendet werden kann, desto häufiger wird diese auch von der Person gewählt (vice versa). Entgegen der Originalstudie konnte jedoch kein signifikanter Zusammenhang zwischen der in der Selektionsaufgabe erfassten Neubewertungs-Tendenz und dem psychischen Wohlbefinden der Teilnehmenden festgestellt werden. Für die selbstberichtete Neubewertung im Alltag zeigten sich dagegen durchwegs signifikante positive Zusammenhänge mit dem psychischen Wohlbefinden. Zudem korrelierte die selbstberichtete und leistungsbasierte Emotionsregulation nicht miteinander, weshalb die konvergente Validität zwischen den beiden Erhebungsmethoden kritisch diskutiert werden sollte.