Der Kaunergrat ist ein Gebirgskamm in Westtirol mit einer maximalen Höhe von ca. 3 500 m ü. M. und liegt zwischen den zwei inneralpinen Trockentälern Kaunertal und Pitztal. Der Hochgebirgskamm wird geprägt vom Kontinentalklima mit kalten Wintern und warmen Sommern sowie maximalen Niederschlägen in der warmen Jahreszeit. Die geologischen Verhältnisse bewirken eine geomorphologische Ausprägung des Kaunergrates mit einem Wechsel aus steilen Felsflanken und sanfteren Gebirgszügen. In diesem entlegenen Gebiet ist der Tourismus ein maßgeblicher Faktor im wirtschaftlichen Denkgefüge, wobei in zunehmendem Maße aufgrund der Klimaerwärmung der Sommertourismus eine wichtige Rolle einnimmt. Mit den steigenden Lufttemperaturen sind aber nicht nur die mangelnde Schneesicherheit im Winter für die touristische Nutzung der Infrastruktur ein Problem, sondern auch unterschiedliche natürliche Prozesse im Sommer. Neben der aktiven Frost-Tauverwitterung wirkt in zunehmendem Maße die Permafrostdegradation aufgrund des Klimawandels auf die Geomorphologie des Alpenraumes ein. Dies hat zur Folge, dass natürliche Prozesse wie Stein- und Blockschläge in Frequenz und Magnitude in diesem alpinen Raum verstärkt auftreten und den sich ausdehnenden Wirkungsraum des Menschen vermehrt tangieren. Stein- und Blockschläge generieren vor allem lokal ein hohes Gefahrenpotenzial, wobei besonders Wanderwege und Klettersteige gefährdet sind. Diese stehen daher unter ständiger Kontrolle und Pflege durch die Wegerhalter. Zerstörte Wegabschnitte werden nach eingehender Beurteilung an gleicher Stelle wieder hergestellt oder bei einer gleichbleibenden Gefahrenanalyse nach Notwendigkeit weiträumig umgeleitet oder gesperrt. In der aktuellen labilen Übergangsphase der Steinschlagsituation durch die Permafrostdegradation muss aufgrund der tiefer wirksamen Auftauschicht im Permafrost je nach Exposition ab ca. 2 400 - 2 500 m ü. M. besonders in steilen Felsflanken mit vermehrten Steinschlagereignissen gerechnet werden, was anhand der geführten ExpertInnen-Interviews auch bestätigt wird. Über einen längeren Zeitraum stabilisieren sich wahrscheinlich jedoch die instabilen Felsverbände nach dem Auftauen des Spaltenfrostes wieder, was zur Beruhigung der Steinschlagsituation führen wird. Die aktuellen Steinschlagbedingungen werden an vier ausgewählten Wanderwegabschnitten der Jochübergänge Ölgrubenjoch, Aperes Madatschjoch, Verpeiljoch und Falkaunsjoch herausgearbeitet. Anhand der elf ExpertInnen-Interviews, der eigenhändigen Wanderwegkartierungen und der Literaturrecherche werden Indizien für Klimawandel und Permafrostdegradation mit deren Folgen im Untersuchungsgebiet Kaunergrat zusammengeführt. Als Resümee aller erhobenen Daten kristallisieren sich bestimmte Bereiche an den oben genannten Wanderwegen als potenzielle Steinschlaggebiete heraus, wobei jedoch fast überall im Gebirge Gefahrensituationen durch Steinschlag auftreten können. Aber auch die rechtlichen Pflichten und Aufwendungen der Wegerhalter sowie das Verhalten der Menschen in den Bergen werden näher beleuchtet.
Titelaufnahme
- TitelSteinschlagmodellierung ausgewählter Wanderwegabschnitte an Jochübergängen in der Permafrostzone im Naturpark Kaunergrat (Tirol) / Maria M. Peintner, BSc
- Weitere TitelRockfall modeling of selected hiking trails over alpine cols in the permafrost zone in the natural park Kaunergrat (Tirol)
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- ErschienenInnsbruck, Oktober 2017
- Umfang172 Blätter, 173-256 Seiten : Illustrationen, Diagramme, Karten
- AnmerkungKurzfassung in englischer SpracheAbweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers
- Datum der AbgabeOktober 2017
- SpracheDeutsch
- DokumenttypMasterarbeit
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- Nachweis
The Kaunergrat is a mountain crest in western Tyrol with an altitude of about 3 500 m above sea level and is located between the two dry valleys Kaunertal and Pitztal within the Alps. The high ridge is characterized by the continental climate with cold winters and warm summers as well as maximum precipitation in the warm season. The geological conditions cause a geomorphological development of the Kaunergrat with a change of steep rocky walls and more gentle mountain ranges. In this remote area, tourism is a key factor in economic thinking with an increasing focus on summer tourism due to climate change. Due to rising air temperatures, not only the lack of snow in winter is a problem for the skiing infrastructure, but also different natural processes in the summer cause increasingly problems. In addition to the active freeze-thawing weathering, permafrost degradation due to climate change is progressively affecting the geomorphology of the Alpine area. As a result, natural processes such as rockfall events rise in frequency and magnitude in this alpine region and influence the human area of activity more intensively. Rockfall generates potentially a high risk of danger, especially at local scale, particularly where hiking trails and climbing routes are endangered. Therefore they are under constant control and care by the path sustainers. Destroyed sections of the routes are re-established at the same position after thorough assessment, or, if necessary, diverted or blocked as far as possible in case of a constant risk. In the current labile phase due to permafrost degradation and because of the deeper active melting zone in the permafrost depending on the exposure from 2 400 – 2 500 m above sea level, increased rockfall events are expected especially in steep cliffs. This is also confirmed by several interviews. Over a long period of time, however, the unstable rock formations will probably stabilize again after the thawing of the permafrost body and eventually lead to the calming of the rockfall situation. The current rockfall conditions are worked out on four selected trails across the Ölgrubenjoch, Aperes Madatschjoch, Verpeiljoch and Falkaunsjoch. On the basis of the eleven expert interviews, the handwritten trail maps and the literature research, indications for climate change and permafrost degradation and its consequences are documented and analyzed in the Kaunergrat area. In the aggregation of all collected data, certain sites become more and more evident as rockfall hotspots in the four investigation areas, although dangerous situations can occur due to rockfall almost everywhere in the mountains. Also the legal duties and expenses of the path sustainers as well as the behavior of guests in the mountains are examined more closely.
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