Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie schwule Charaktere sowie gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität zwischen Männern in der deutschen Literatur der Zeit von 1919-1932/33 dargestellt wurden. Dazu werden zunächst in Kapitel 2 für das Thema relevante Begriffe, wie etwa der Unterschied zwischen Homosexualität und Homoerotik oder das damals häufig als Synonym für homosexuelle Männer gebrauchte Wort Urning, und deren Entstehung erläutert. Danach folgt in Kapitel 3 eine umfassende Beschreibung der politischen und sozialen Lebensumstände homosexueller Männer vor und während der Weimarer Zeit. Ziel ist es, die Veränderungen aufzuzeigen, welche die Einführung der Demokratie für die Homosexuellen brachte. Im Zuge dessen wird auch die schwule Subkultur beleuchtet, die vor allem in Berlin, aber auch in anderen Städten Deutschlands verstärkt zu wachsen, sich zu formieren und zu etablieren begann. In Kapitel 4 werden schließlich die Darstellungsweisen mannmännlicher Liebe und Sexualität anhand von vier Themenkreisen untersucht. Diese sind die Topoi der Freundschaft und des Leidens sowie die beiden Oppositionspaare Heterosexualität vs. Homosexualität und virile vs. effeminierte homosexuelle Männer. Grundlage für diese Untersuchung bildet eine Auswahl an bekannten sowie weniger bekannten einschlägigen Texten der damaligen Zeit, wie etwa Bertolt Brechts Leben Eduards des Zweiten von England (1923), Karl Eskes ?Roupy? (1924), John Henry Mackays Der Puppenjunge (1926), Klaus Manns Der fromme Tanz (1926), Max Schneiders Glück (1927), Bruno Vogels Alf (1929) oder Joseph Breitbachs Die Wandlung der Susanne Dasseldorf (1932). Vorrangiges Ziel ist es dabei, herauszufinden, ob und wenn ja, welche Neuerungen die Autoren der Weimarer Epoche im Bereich der Darstellung homosexueller Charaktere und mannmännlicher Beziehungen hervorbrachten.

The paper at hand deals with the question of how gay characters as well as same-sex love and sexuality among men were portrayed in German literature published between the years of 1919 and 1932/33. For this purpose chapter 2 will initially inform about the formation and meaning of terms relevant to the topic, such as the difference between homosexuality and homoeroticism or the word Urning, at that time a very popular synonym for homosexual men. Chapter 3 presents an extensive overview of the political and social situation of gay men in Germany before and during the Weimar years. The aim is to illustrate the changes democracy brought for homosexuals. Furthermore, this chapter illuminates the gay subculture which formed, grew and strengthened especially in Berlin but also in other cities across Germany. In Chapter 4 literary representations of love and sexuality between men will be analysed on the basis of four central subjects, which are the topoi of friendship and suffering as well as the two oppositional pairs heterosexuality vs. homosexuality and virile vs. effeminate homosexual men. The analysis will be based on a selection of well-known and less-known texts of the relevant literature published between 1919 and 1932/33, such as Bertolt Brecht?s Leben Eduards des Zweiten von England (The Life of Edward II. of England, 1923), Karl Eske?s ?Roupy? (1924), John Henry Mackay?s Der Puppenjunge (The Hustler, 1926), Klaus Mann?s Der fromme Tanz (The Pious Dance, 1926), Max Schneider?s Glück (Happiness, 1927), Bruno Vogel?s Alf (1929) or Joseph Breitbach?s Die Wandlung der Susanne Dasseldorf (The Transformation of Susanne Dasseldorf, 1932). It is the primary aim of this paper to find out whether, and if so to what extent, the authors of the Weimar period were innovative in terms of portraying gay characters and same-sex relationships in their literature.