Die Beschäftigung mit mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Büchern eröffnet den Blick nicht nur oberflächlich auf den damaligen Sprachgebrauch und zeitgenössische Darstellungsformen der Illustration, sondern erlaubt auch tiefergehende Einblicke in christliche Glaubensvorstellungen und heidnischen Aberglauben sowie Angst und Vorfreude gleichermaßen auf die ungewisse Zukunft. Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit einer jener noch wenig bearbeiteten Handschriften, der die Astrologie als übergreifendes Thema zugeordnet werden kann: Der Codex Cremifanensis 264 aus dem oberösterreichischen Kremsmünster. Die Handschrift besteht aus 118 gezählten Blättern, wird aufgrund des Wasserzeichenbefundes in das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts datiert und ihr Entstehungsort kann sowohl aufgrund einer stilistischen Analyse der Initialen als auch anhand sprachlicher Merkmale im Raum um die Stadt Nürnberg verortet werden.Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Inhalt der Texte und deren Einordnung in den Wissenskanon jener Zeit zu erforschen und die künstlerische Ausgestaltung der Handschrift zu analysieren, wobei dem Verhältnis zwischen Text und Bild besondere Aufmerksamkeit gilt. Die im Zuge der Arbeit erforschten Teile der Handschrift beinhalten astrologische Tagewählerei, medizinische und diätische Empfehlungen, Neujahrsprognosen, eine Brontologie, ein Somniale Danielis mit dazugehörigem Somniale Joseph, Monatsregeln, ein ‚Bienenbuch‘, das aus Konrad von Megenbergs Buch der Natur entnommen wurde, sowie ein unvollständig erhaltenes Pelzbuch von Gottfried von Franken. Die Texte sind mit 17 Deckfarbeninitialen sowie 43 kolorierten Federzeichnungen geschmückt, denen in dieser Arbeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Aufgrund der erfolgten Untersuchung lassen sich nicht nur Texte und Bilder als sinnvolle Einheit betrachten, sondern auch der zeitgenössischer Gebrauch sowie der kulturgeschichtliche Hintergrund der Handschrift werden beleuchtet.

The study of medieval and early modern books reveals, not solely superficially, a focus on the linguistic usage and contemporary forms of illustrations, while also permitting deeper insights into Christian beliefs and pagan superstitions as well as fear and anticipation alike for an uncertain future. The thesis presented here deals with a handwritten manuscript which has rarely been studied and can be described as falling within the overarching theme of astrology: The Codex Cremifanensis 264 from the Austrian Kremsmünster. The manuscript consists of 118 counted pages, is dated in the last quarter of the 15th century due to watermark findings and its place origin can be determined, both due to stylistic analysis of the initials as well as linguistic features, as being located in the area around the German city of Nuremberg.The aim of this thesis is to explore the content of the texts and their classification within the knowledge canon of that time, as well as to analyse the artistic design of the manuscript, paying special attention to the relationship between text and image. Parts of the manuscript researched as part of this work include astrological ‘Tagewählerei, medical and dietary recommendations, New Year's forecasts, a brontology, a Somniale Danielis with associated Somniale Joseph, monthly rules, a ‘Bienenbuch taken from Konrad von Megenberg's ‘Buch der Natur, and an incompletely preserved ‘Pelzbuch by Gottfried von Franken. The manuscripts are adorned with 17 cover colour initials and 43 coloured pen drawings, these are paid special attention in this thesis. On the basis of this investigation, not only texts and images can be regarded as a meaningful unity, but also the contemporary use and the cultural history background of the manuscript are being researched.