Weltweit haben viele Tierarten Zugriff zu menschlichen Nahrungsquellen. Über dessen Nebeneffekte herrscht immer noch Unklarheit. In dieser Studie werden die Auswirkungen der Nahrungsverfügbarkeit (Ablenk- und Zusatzfütterungen, sowie natürliche Nahrungsquellen) auf die Lebensgeschichte von Braunbären in Slowenien untersucht. Räumliche und biometrische Daten von 663 erlegten Bären von 2004 bis 2012, sowie 615 Nachwuchszählungen von 2004 bis 2013 wurden genutzt um die Wirkung der Nahrungsverfügbarkeit auf das Körpergewicht und die Reproduktion der Bären zu untersuchen. Für beide Untersuchungen wurden statistische Modelle mit allen Variablen, welche die Nahrungsverfügbarkeit beeinflussen könnten, erstellt. Basierend auf der Modellselektion mittels AIC-Werte, wurden Modelle mit den wichtigsten Faktoren selektiert. In der Körpergewichts-Analyse wurde nur der Faktor Waldanteil berücksichtigt. Aber mit einem R² < 0,005 ist dessen Effekt in biologisch eher unwichtig. Kein Faktor wurde in der Reproduktions-Analyse berücksichtigt. Eigentlich würde man jährliche Schwankungen in der Lebensgeschichte erwarten, da die natürliche Nahrungsverfügbarkeit (z.B. Buchenmast, welche eine der Hauptnahrungsquellen für Bären in darstellt) fluktuiert. Aber wir gehen davon aus, dass aufgrund des massiven Zufüttern, zeitliche und räumliche Schwankungen in der natürlichen Nahrungsverfügbarkeit ausgeglichen werden und die ökologische Tragfähigkeit gesteigert wird. Dies könnte auch eine Erklärung für die hohen Reproduktionsraten (19 – 22% jährlich) und Populationsdichten (bis zu 40 Bären/100km²) von slowenischen Bären sein. Die hohe Reproduktion, sowie die geringe natürliche Mortalität fordern nach Populationskontrolle, um diese zu stabilisieren. Schlussfolgernd wird spekuliert ob es sich hierbei um eine Art Semi-Domestifikation handelt, wie es auch schon bei Huftieren beschrieben wurde, da die zwei evoltuionstreibenden Faktoren Zuwachs und Mortalität, primär von Menschen gesteuert werden.
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