Aufgrund seiner Lage am Mittelatlantischen Rücken sind seismische Aktivitäten in Island stets präsent und stellen eine fortwährende Bedrohung für die Bevölkerung dar. Die Húsavík-Flatey Verwerfung (HFF), die unmittelbar durch die Kleinstadt Húsavík verläuft, bildet eine der größten Transformstörungen der Insel. Laut aktuellen Forschungen entspricht das seismische Potential der HFF einem Mw 6,8 Erdbeben. Lokale Unterschiede in der Geologie und Geomorphologie sowie ein diverser Gebäudebestand können zu Unterschieden im lokalen seismischen Risiko führen. Im laufenden ICEARRAY II Projekt wird versucht, diese lokalen Unterschiede in Húsavík zu quantifizieren. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, wertvolle Erkenntnisse zum ICEARRAY II Projekt beizusteuern. Das Augenmerk wird dabei besonders auf die geomorphologischen Phänomene und Prozesse in der urbanen Umgebung gerichtet. Neben primären Erdbebengefahren wird besonders auf sekundäre Auswirkungen wie gravitative Massenbewegungen oder Bodenverflüssigung eingegangen. Zusätzlich wird eine georeferenzierte Gebäudedatenbank mit Informationen zu Alter, Baumaterial und Nutzung angelegt. Datenanhäufung, -Analyse, -Interpretation und -Kommunikation basieren auf Literaturrecherche, Feldarbeit und zahlreichen GIS-Anwendungen. Die Ergebnisse werden in Karten dargestellt. Die Erkenntnisse aus der Arbeit erlauben relative Abschätzungen der potentiellen primären und sekundären Erdbebengefahren. Zonen mit erhöhtem primärem Erdbebeneffektpotential sind jene der sedimentären Ablagerungen sowie jene auf Hügeln oder entlang von Hangrücken. Hotspots für sekundäre Erdbebengefahren sind wassergesättigte Sedimentlagen (Bodenverflüssigung) und die Hänge und Klippen entlang der Küste bzw. in der montanen Umgebung (gravitative Massenbewegungen). Die Überblendung der Zonen mit unterschiedlichen potentiellen Erdbebengefahren mit den Ergebnissen aus der Gebäudeanalyse erlaubt die Abschätzung von relativen Unterschieden des seismischen Risikos.
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