Zur Analyse der Auswirkungen zunehmender Lebensraumhöhe auf die Fettsäurezusammensetzung der mitochondrialen Phospholipide und auf die mitochondriale Enzymaktivität wurden 10 Herzen aus Alpenschneehasen (Lepus timidus varronis) aus niedrigen Lagen (1180-1760 m ü.M.) und 10 Herzen aus höheren Lagen (2700-2800 m ü.M.) aus Graubünden (Schweiz) verglichen. Es gab keine signifikanten Unterschiede in den Aktivitäten der Komplexe II und IV der Elektronentransportkette und in der Mitochondrienausbeute. Es wurden auch keine signifikanten Auswirkungen der Höhe auf den relativen Gehalt an gesättigten, einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und auf den Unsaturation Index der mitochondrialen Phospholipide gefunden. Allerdings gab es eine Erhöhung des n-6/n-3 Verhältnisses in höheren Lagen (p<0.001). Dieser Anstieg war durch den Rückgang im relativen Gehalt der n-3-Fettsäuren -Linolensäure (C18:3, p=0.002), Timnodonsäure (C20:5, p=0.008) und Cervonsäure (C22:6, p=0.032) verursacht. Wir schlagen vor, dass das erhöhte n-6/n-3 Verhältnis eine Anpassung an die kalte Umgebung ist: es könnte die Aktivität der Ca2+-Pumpen des sarkoplasmatischen Retikulums des Herzens (SERCA) erhöhen, was zu einer Verringerung der Gefahr von Herzrhythmusstörungen bei niedriger Gewebetemperatur führt. Darüber hinaus könnte es dazu beitragen, den niedrigen Grundumsatz und eine verringerte Herzfrequenz zu regulieren. Damit erklärt sich wahrscheinlich auch der Befund, dass es keine Veränderungen der Mitochondrienaktivität in kalt-akklimatisierten Alpenschneehasen gab.
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