Kurzfassung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Thematik der Beziehungsarbeit in der akzeptanzorientierten und niederschwelligen Einrichtung ‚jedmayer‘ der Suchthilfe Wien gGmbH. Durch die stetige Weiterentwicklung des Handlungsfeldes Sucht muss sich die Klinische Soziale Arbeit an der Lebenswelt der Klient*innen regelmäßig neu orientieren. Mit Hilfe von Social Support, Sozialer Therapie sowie einer bio-psycho-sozialen Betrachtungsweise kann passend auf die ‚hard to reach‘-Klient*innen und auf deren Bedürfnisse im Prozess der gemeinsamen Arbeit eingegangen werden.
Da bis zum ausgewählten Forschungszeitraum keine ähnliche Untersuchung in der Fachliteratur existent war, bildet die vorliegende Arbeit eine Basis betreffend der Beziehungsarbeit im niederschwelligen Suchtsetting. Diese bietet infolgedessen weitere Forschungsmöglichkeiten, um sich noch intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Anhand einer quantitativen Befragung mittels pseudonymisierten sowie standardisierten Fragebogens wurden 100 Klient*innen der Einrichtung nach ihrer Einschätzung zum Thema der Beziehungsarbeit gefragt. Der Fokus wurde auf die ideale Arbeitsbeziehung aus Sicht der Klient*innen gelegt: Welche Eigenschaften von Sozialarbeiter*innen sind ihnen wichtig, auf welche legen sie weniger Wert? Im weiteren Verlauf wird die Beziehungsarbeit in der niederschwelligen und akzeptanzorientierten Einrichtung mit dem Konsumverhalten der Klient*innen verbunden.
Vertrauen in der gemeinsamen Arbeit gilt für die Klient*innen des ‚jedmayer‘ als eine der zentralsten Komponenten der Beziehungsarbeit. Frauen empfinden zudem Sympathie der Sozialarbeiter*innen sowie deren Freundlichkeit als essenziell. Ebenfalls signifikant ist der Unterschied, dass Frauen den Beziehungsaufbau früher wahrnehmen als Männer. Frauen sehen oft bereits bei ersten kurzen Gesprächssequenzen Beziehungsaufbau als gegeben, während Männer erst längere Gespräche als Beziehungsaufbau definieren. Beziehungsarbeit im ‚jedmayer‘ wirkt vor allem konsumstabilisierend und zu einem gewissen Prozentsatz auch reduzierend.
Ziel dieser Befragung ist es, die Ansichten der Klient*innen in die gemeinsame Arbeit miteinzubeziehen, um so eine produktive und positive Arbeitsbeziehung aufbauen zu können. Infolgedessen wird eine größere Zufriedenheit beider Parteien, der Klient*innen als auch der Klinischen Sozialarbeiter*innen, erwartet. Durch die gewonnenen Ergebnisse können Klinische Sozialarbeiter*innen mit einem erweiterten Bewusstsein den Klient*innen passend gegenübertreten, um so die gemeinsamen Zielsetzungen schneller und für die Klient*innen positiv zu erreichen. Durch spezielle Methoden wie den Social Support wird auch Netzwerkintervention in die gemeinsame Arbeit inkludiert. Durch Vertrauen, Sympathie, Freundlichkeit sowie ein gewisses Maß an Strenge kann eine gelingende gemeinsame Arbeit realisiert werden.