Die Hauptaufgabe dieser Arbeit ist eine Gegenüberstellung von den damals und heute
gebauten Schulen durchzuführen. Um Ergebnisse zu erzielen werden für die Analyse drei
bis vier Schulobjekte aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert hergenommen, zusammen
untersucht und bewertet. Die Untersuchung erfolgt in den Bereichen Raum- und
Funktionsprogramm, Außenhülle, Baumaterialien und Planungsanforderungen. Zudem
werden Synergien von damals und heute hervorgehoben und beurteilt. Im Hinblick auf
die damaligen Anforderungen zum Schulbau, ist ein Rückblick in die Vergangenheit
erforderlich. Hierbei wird vom 18. bis zum 21. Jahrhundert auf die Themenbereiche
Schuleinführung, Schulentwicklung, gesetzliche Vorgaben, soziale, wirtschaftliche und
demografische Entwicklung Österreichs näher eingegangen.
Die Vergangenheit zeigt, dass die Anforderungen an Bildungsbauten größtenteils mit der
Zeit entstanden sind. Im 18. Jahrhundert hat es keinerlei Planungs- und Baurichtlinien für
den Schulbau gegeben. Erst im 19. Jahrhundert wird mit der Einführung der Bauordnung
ein Grundstein gelegt. Auf bildungspolitischer Ebene entstehen zwischendurch einige
Schulreformen, die hin und wieder formale Anpassungen mit sich bringen. Erst mit Ende
der Nachkriegszeit entsteht in Kooperation mit der Stadt Wien eine „Richtlinie für die
Planung von Schulbauten“.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass man durch damalige Bildungsbauten die Macht
eines Landes demonstrieren wollte. Vor allem durch die immer wiederkehrende strenge,
symmetrische und prunkvolle Fassadengestaltung kommt die autoritäre Funktion der
Bildungseinrichtung klar zum Vorschein. Denn Disziplin, Zucht und Ordnung standen am
Tagesprogramm. Jede Schule aus der ehemaligen Zeit ist durch ein paar Stufen baulich
von der Geländeoberkante abgehoben und besitzt nur ein Treppenhaus. Es entstehen
umfassende Brandschutzmaßnahmen, da meist nur ein Fluchtweg vorhanden ist. Für
mobilitätseingeschränkte Personen liefern die früheren Schulen keine Lösungsansätze.
Im Raum- und Funktionsprogramm macht sich der Typ „Gangschule“ stark bemerkbar.
Für die Kinder stehen im Inneren der Schulen keine Bewegungsflächen zur Verfügung.
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges entstehen während der Nachkriegszeit zahlreiche neue Schulbauten, die von außen keinerlei Anzeichen auf eine Machtstellung haben.Interessanterweise ist festzustellen, dass die Klassengrößen durch die Jahrhunderte zum großen Teil gleichgeblieben sind. Jedoch wirken die Schulen durch die einfache Architektur und den schlichten Baustil monoton und langweilig. Die gleichmäßigen und langen Gänge sind weiterhin vorhanden und verursachen Eintönigkeit. Das äußere Erscheinungsbild der Schulbauwerke ähnelt einer Lernfabrik.
Die Lösung für die bisher festgehaltenen Probleme kam erst im 21. Jahrhundert. Durch
eine flexible Gestaltung der Räume und eine multifunktionale Architektur hat man es
geschafft, den Gangschultyp zu verdrängen und mehr Freifläche zu integrieren. Die
brandschutztechnischen Anforderungen haben sich im Vergleich zu Früher erhöht und
die Barrierefreiheit ist keine Herausforderung mehr. Die Zeiten der hierarchisch
strukturierten Schulen sind vorbei.
Für einen guten Lernerfolg benötigen die Schüler angenehme, bequeme und ästhetisch
ansprechende Bildungsräume und Bewegungsflächen. Hiermit müssen pädagogische
Ziele und Vorgaben an vorderster Stelle stehen.