Arbeitslose Personen mit einer substanzbezogenen Problematik benötigen aufgrund ihrer multiplen Problemlagen oft über mehrere Jahre kontinuierliche professionelle Begleitung durch Vertreter_innen diverser Berufsgruppen. Durch eine stark gegliederte Versorgungsstruktur werden in Wien spezifische Hilfsstellungen üblicherweise von verschiedenen, voneinander unabhängigen Fachdiensten zur Verfügung gestellt. Die Klinische Soziale Arbeit ist in einigen, aber nicht in allen Organisationen vertreten und wird besonders in arbeitsmarktpolitischen Projekten bei gesundheitsbedingten psychosozialen Vermittlungshemmnissen vermisst.
Die vorliegende Masterthesis beschäftigt sich mit dem bio-psycho-sozialen Behandlungsmodell für erwerbslose Suchtkranke von Sucht und Beschäftigung beim Verein Dialog in Wien, wie es aus der Perspektive der Klient_innen wahrgenommen wird.
Auf der Grundlage einer akkuraten Literaturrecherche aus den Wissensgebieten der Sucht- und Arbeitslosenforschung wurden acht fokussierte Interviews durchgeführt und mittels Themenanalyse ausgewertet. Dabei ging es um die Frage, ob ein multidimensionales, interdisziplinäres Beratungsangebot Arbeitslose mit einer Abhängigkeitsstörung soweit unterstützt, dass sie sich konkret mit der Wiedergewinnung ihrer Arbeitsfähigkeit sowie mit ihren Aussichten auf einen Wiedereintritt in die Berufswelt auseinandersetzen können.
Die Interviewpartner_innen berichteten ausführlich über ihre Erfahrungen bei Sucht und Beschäftigung und anderen Einrichtungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik und der Suchthilfe. Sie konnten deutlich wiedergeben, was sie an einem Betreuungsprogramm besonders schätzen, welches die soziale, psychologische und medizinische Dimension der Sucht und der Arbeitslosigkeit gleichwertig in den therapeutischen Prozess einbezieht.
Die Auswertungen des Interviewmaterials zeigen, dass aus Sicht der Befragten die Wiederaufnahme einer Berufstätigkeit nach lang bestehender Distanz zum Arbeitsmarkt aufgrund einer chronischen rezidivierenden psychischen Störung als langfristige Zielperspektive zu betrachten ist, deren nachhaltige Realisierung nur ermöglicht werden kann wenn neben der objektiven Verbesserung des Gesundheitszustandes und der beruflichen Qualifikationen die individuelle psychosoziale und sozioökonomische Lebenskonstellation der Klient_innen im Fokus steht.
Die Forschungsergebnisse legen einen verstärkten Einsatz Klinischer Sozialarbeiter_innen im Handlungsfeld Sucht und Arbeitslosigkeit nahe, um der Komplexität der bio-psycho-sozialen Anliegen der Zielgruppe professionell und ganzheitlich gerecht zu werden.