Hintergrund: Die stetig steigende Prävalenz von Übergewicht und Adipositas mit daraus resultierenden Folge- und Begleiterkrankungen stellt nicht nur für die Betroffenen ein individuelles Problem dar, sondern entwickelt sich zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung. Daher müssen Lösungsstrategien gefunden werden, um der durch die WHO anerkannten chronischen Erkrankung entgegenzuwirken. Nachdem konservative Verfahren für eine dauerhafte Gewichtsreduktion oftmals versagen, bleibt den Betroffenen meist als letzter Ausweg ein bariatrisch-chirurgischer Eingriff zur Erreichung dieses Zieles. Aus pflegerischer Sicht erfordert der Umgang mit fettleibigen Patientinnen und Patienten im Krankenhausalltag sowohl eine besondere fachliche Expertise, als auch praktische Fertigkeiten. Im Hinblick auf eine postoperative Frühmobilisation übergewichtiger und adipöser Patientinnen und Patienten, stellt die Aufklärung und Vorbereitung die wichtigste Maßnahme dar. Den Pflegenden soll mit der Präanästhesie-Pflegevisite ein Instrument zur Verfügung gestellt werden, um diesem Umstand Genüge zu tragen. Sie beinhaltet Informationen zum Ablauf rund um die Operation sowie zum Umgang mit Schmerzen und eine Bewegungsschulung zu einzelnen Bewegungssequenzen für das postoperative Aufstehen aus dem Bett nach dem Konzept von MH Kinaesthetics®. Die Inhalte der Präanästhesie-Pflegevisite wurden evidenz-basiert erarbeitet und den Bedürfnissen bariatrischer Patientinnen und Patienten angepasst.
Methodik: Anhand eines nach wissenschaftlichen Methoden entwickelten Fragebogens und der Numerischen Ratingskala wurde die Wirksamkeit dieser pflegegeleiteten Visite, durch Intervention und Kontrolle an jeweils 30 Patientinnen und Patienten überprüft. Die Untersuchung stützt sich dabei auf das persönliche Empfinden der Befragten.
Ergebnisse: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Interventionsgruppe fühlten sich über die Abläufe rund um ihre ihre Operation sehr gut bis gut informiert und durch eine präöperative kinaestehtische Bewegungschulung auf das erste Aufstehen aus dem Bett sehr gut bis gut vorbereitet. Ihr Befinden schätzten sie bei den einzelnen Bewegungssequenzen dementsprechend ein. Vergleichsweise haben die Probandinnen und Probanden der Kontrollgruppe in diesen Items schlechter abgeschnitten. Auf die bewegungsabhängigen Schmerzen und die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus konnte keine signifikante Auswirkung nachgewiesen werden, wobei sich auch hier ein Trend zugunsten der Interventionsgruppe beobachten lässt.
Schlussfolgerungen: Durch die gewonnenen Erkenntnisse dieser Studie kann die Präanästhesie-Pflegevisite als nützliches Werkzeug zur patientenorientierten Aufklärung betrachtet werden.