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Titelaufnahme

Titel
Teilhabegerechtigkeit und das Ideal einer inklusiven Gesellschaft
VerfasserBehrendt, Hauke
Enthalten in
Zeitschrift für Praktische Philosophie, 2018, 5 (2018), 1, S. 43-72
Erschienen2018
MaterialOnline-Ressource
SpracheDeutsch
DokumenttypAufsatz in einer Zeitschrift
Schlagwörter (DE)Teilhabegerechtigkeit / Inklusion / Gesellschaftliche Teilhabe / Exklusion / Sozialphilosophie / Soziale Gerechtigkeit
Schlagwörter (EN)Participatory justice / Inclusion / Social participation / Exclusion / Social philosophy / Social justice
URNurn:nbn:at:at-ubs:3-8886 
DOI10.22613/zfpp/5.1.2 
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Zusammenfassung

Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die normativen Grundlagen des Inklusionsideals moderner Gesellschaften einer systematischen Klärung zu unterziehen. Die umfassende gesellschaftliche Teilhabe aller Bürger*innen ist eine zentrale Forderung sozialer Gerechtigkeit, auf die in der aktuellen Debatte mit dem Begriff der Teilhabegerechtigkeit Bezug genommen wird. Sie ist Ausdruck eines Inklusionsideals moderner Gesellschaften, wonach jedes Mitglied gleichberechtigt an ihr teilhaben soll. Diese Sichtweise knüpft an traditionelle Gerechtigkeitsdebatten an, fügt diesen aber einen neuen Gesichtspunkt hinzu. Befürworter gesellschaftlicher Teilhabegerechtigkeit berufen sich nämlich in der ein oder anderen Form auf den grundlegenden Wert sozialer Inklusion. Allerdings ist die Aussage, dass Inklusion ein allseitig erstrebenswertes Gut ist, keineswegs trivial. Vielmehr muss von einem sozialphilosophischen Blickwinkel aus eine Begründung für den postulierten Wert sozialer Inklusion erbracht werden. Im Rahmen dieses Beitrags werde ich für zwei Thesen argumentieren: 1) Der Wert sozialer Inklusion ist nicht intrinsisch, sondern normativ von den zugrundeliegenden Praktiken, auf die sie sich bezieht, abhängig, und 2) eine ungleiche Verteilung von einzelnen Positionen einer sozialen Ordnung kann im Einzelfall moralisch zulässig sein (das heißt, sie verletzt keine Forderung der Teilhabegerechtigkeit), wenn damit die Situation aller Betroffenen langfristig verbessert wird. Eine gute inklusive Gesellschaft darf einzelne Personen und Gruppen nicht marginalisieren, sondern muss jeden gleichwertig behandeln. Das Ideal einer inklusiven Gesellschaft steht demnach für eine Gesellschaft, an der jedes Mitglied seinen individuellen Begabungen und Interessen entsprechend als Gleiche*r teilhat. Danach ist gesellschaftlicher Ausschluss moralisch falsch. Allerdings bedeutet vollwertige Mitgliedschaft nicht die möglichst umfassende Inklusion in alle lokalen Teilbereiche der Gesellschaft, sondern steht für gute, qualifizierte Teilhabe.

Abstract

This article aims to systematically clarifying the normative foundations of the ideal of full inclusion of modern societies. The comprehensive participation of all citizens is a central requirement of social justice, which is currently referred to as the concept of participatory justice. It is the expression of an ideal of inclusion for modern societies, according to which each member should be able to participate in it as an equal. This view builds on traditional debates about justice, but at the same time adds a new perspective to them. Proponents of social participation base their claims on, in one form or another, the fundamental value of social inclusion. However, the statement that social inclusion is a desirable good is by no means trivial. Rather, from a social philosophical point of view, this aspect must be developed in such a way that a justification for the purported value of social inclusion is provided. In the context of this paper, I will argue for two main theses: 1) The value of social inclusion is not intrinsically but normatively dependent on the underlying practices to which it refers, and 2) an unequal distribution of individual positions of a social order may be morally permissible (that is, it does not violate a requirement of participatory justice), if it improves the situation of all affected. An adequately inclusive society should not marginalize individuals or groups, but must treat everyone as equal. The ideal of an inclusive society therefore stands for a society, in which every member participates in it as an equal on the basis of his or her individual talents and interests. Hence, exclusion from the society is morally wrong. However, full membership does not mean the most inclusive scheme possible in all sections of society, but rather stands for good, qualified participation.

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