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Titelaufnahme

Titel
Das Anreizargument in Wirtschaftsethik und Gerechtigkeitstheorie : = <<The>> incentive argument in economic ethic and theories of justice / Christian Neuhäuser
Weitere Titel
The incentive argument in economic ethic and theories of justice
VerfasserNeuhäuser, Christian
Enthalten in
Zeitschrift für Praktische Philosophie, Salzburg, 2016, 3 (2016), 2, S. 9-47
Erschienen2016
MaterialOnline-Ressource
SpracheDeutsch
DokumenttypAufsatz in einer Zeitschrift
Schlagwörter (DE)Distributive Gerechtigkeit / Anreize / John Rawls / Gerald Cohen / Wirtschaftsethik
Schlagwörter (EN)distributive justice / incentives / John Rawls / Gerald Cohen / Economics Ethics
ISSN2409-9961
URNurn:nbn:at:at-ubs:3-2899 
DOI10.22613/zfpp/3.2.1 
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Zusammenfassung

Die Idee, dass vor allem monetäre Anreize das Verhalten von Wirtschaftsakteuren in gewünschte Richtungen lenken und sogar dabei helfen können, durch Leistungssteigerung zusätzliche Wohlfahrtseffekte zu generieren, spielt in der politischen Ökonomie seit ihren Anfängen eine zentrale Rolle. Es spricht sogar einiges dafür, dass dieser Gedanke das verbindende Glied der Ökonomik als Gesellschaftstheorie im Gegensatz zu anderen gesellschaftstheoretischen Entwürfen ausmacht. Dennoch halte ich dieses Anreizargument aus normativer Perspektive für unterentwickelt, wie ich in Auseinandersetzung mit der Ökonomischen Ethik bzw. Ordnungsethik nach Karl Homann und der Integrativen Wirtschaftsethik zeigen möchte. Weder gelingt es der Ordnungsethik nach Karl Homann, die Bedeutung von Anreizstrukturen hinreichend zu begründen, obwohl sie in Ansätzen wichtige Argumente formuliert. Noch gelingt es der Integrativen Wirtschaftsethik, die zentrale Rolle von Anreizstrukturen für die normative Theoriebildung überzeugend zurückzuweisen. Mir geht es nicht darum, den einen oder anderen wirtschaftsethischen Ansatz grundsätzlich zurückzuweisen, sondern vielmehr, auf Lücken in der Argumentation und sich daraus ergebende Forschungsfragen hinzuweisen. Vor diesem Hintergrund könnte es helfen, einen verwandten Diskurs aus der gegenwärtigen Gerechtigkeitstheorie in die Überlegungen mit einzubeziehen. Denn die grundlegende Idee der ökonomischen Gesellschaftstheorie einer Wohlfahrtssteigerung durch die gezielte Manipulation von Anreizstrukturen hat auch in der gegenwärtigen Gerechtigkeitstheorie ihre Wirkung entfaltet. In seiner Theorie der Gerechtigkeit hat John Rawls argumentiert, dass selbst Egalitaristen bestimmte Einkommensunterschiede zulassen müssen, wenn dadurch für Leistungsträgerinnen solche Anreize gesetzt werden, die gleichzeitig auch den Schlechtestgestellten zum Vorteil gereichen. Diese Argumentation ist von Gerald Cohen einer harschen Kritik ausgesetzt worden. Cohen behauptet, dass Rawls mit diesem Anreizargument seinen eigenen Egalitarismus unterläuft. Ich glaube, dass diese philosophische Diskussion des Anreizargumentes in der Gerechtigkeitstheorie für wirtschaftsethische Überlegungen relevant ist, obwohl sie innerhalb eines idealtheoretischen und egalitaristischen Bezugsrahmens geführt wird. Für diese Relevanz werde ich in vier Abschnitten argumentieren. In einem ersten Teil werde ich die Positionen der Ökonomischen Ethik von Karl Homann und der Integrativen Wirtschaftsethik von Peter Ulrich zur Rolle von Anreizen einführen und darlegen, warum ich beide Ansätze für normativ unterbestimmt halte. In einem zweiten Teil werde ich kurz die Argumentation von John Rawls und ausführlicher die Kritik von Gerald Cohen an dieser Position vorstellen. In einem dritten Teil werde ich einige Einwände gegen Cohen formulieren und die Notwendigkeit einer nichtidealen Theorie der Gerechtigkeit betonen. In einem vierten und abschließenden Teil werde ich vorschlagen, einen Teil der Wirtschaftsethik als nichtideale Gerechtigkeitstheorie zu verstehen und aus dieser Perspektive nur kurz andeuten, welche systematische Rolle dem Anreizargument zukommt.

Abstract

The idea that especially monetary incentives can steer the behaviour of agents within economy in a favoured direction, and can even help generating additional welfare effects through performance increase, has been playing a central role in the political economy since its start. Evidence suggests that this thought is the connecting link of economics as social theory in contrary to other socio-theoretical concepts. Nevertheless, I think the incentive argument is underdeveloped from a normative perspective, as I want to show with an analysis of the Economic Ethics/ Order Ethics of Karl Homann and the Integrative Economics Ethics. While the Order Ethics of Karl Homann drafts some important arguments, it cannot sufficiently justify the importance of incentive structures. And also the integrative economics ethics is not able to deny the central role of incentive structures for the normative theory building in a convincing way. My aim is not to generally reject one of the approaches of economics ethics, but rather to point out gaps in reasoning and the consequent research questions. Against this background it could help to include a related discourse of the current theory of justice. The basic idea of an economic social theory of welfare increase by means of specific manipulation of incentive structures has also taken full effect in the current theories of justice. In his theory of justice, John Rawls argues that even egalitarians need to allow for some differences in income, if this leads to incentives for the top performers, which then also benefit the lowest performers. This argumentation has been heavily criticised by Gerald Cohen. Cohen claims that Rawls undermines his own egalitarianism with the incentive argument. I think that the philosophical discussion of the incentive argument in theories of justice is relevant for economic ethical considerations, even though the discussion is carried out within an ideal-theoret ic and egalitarian frame. I argue for this relevance in four parts. In the first part I will introduce the positions regarding the role of incentives of the economic ethic of Karl Homann and the integrative economic ethic of Peter Ulrich and show why I think that both approaches are inadequately normatively defined. In the second part I will shortly present John Rawl’s argumentation, and more elaborately Gerald Cohen’s critic of it. In a third part I will formulate some objections to Cohen’s arguments and emphasise the necessity of a non-ideal theory of justice. In a fourth and conclusive part I will suggest an understanding of a part of economic ethics as non-ideal theory of justice and only briefly indicate which systematic role the incentive argument is assigned from this perspective.

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