Eritreas Hauptstadt Asmara beherbergt eine der größten Sammlungen von Architektur der Moderne weltweit und wurde 2017 von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen. Am Beispiel der Konstruktion von „Bella Asmara“ lässt sich zeigen, wie sich hegemoniale kulturelle Repräsentationsregime auf lokaler und globaler Ebene des kolonialen Architekturerbes von Asmara bedienen. Handelt es sich dabei einzig und allein um ein Rebranding der kolonialen Architektur des Faschismus für die touristische Nutzung?
Die Analyse wird aus diskurstheoretischer Perspektive durchgeführt, um das Problem in seiner Ganzheit fassen zu können. So lässt sich zeigen, welche Narrative verwendet werden, um Verbindlichkeiten zu erzeugen und wie kulturelle Identitäten in einem radikalen Sinn politisch werden. Der Text beleuchtet kritisch die illusorische Verortung von Authentizität im nostalgischen Rückbezug auf das nationale Erbe und die Strategien der global players in der „Jagd nach den Trophäen der Moderne in Afrika“. Der Akt der Dekonstruktion von Bella Asmara – die Offenlegung des Moments der Dislokation – gibt den Blick frei auf die Antagonismen der hegemonialen diskursiven Ordnung der jeweiligen Repräsentationsregime, die beteiligten Akteure und deren Ziele. Anhand verschiedener fragmentarischer Porträts von Asmara außerhalb von Eritrea soll abschließend gezeigt werden, wie das koloniale Erbe im Kontext von Globalisierung, Migration und neuer Medien rezitiert wird und welche Diskursverschiebungen dabei stattfinden.