Die Atmosphäre und insbesondere die planetare Grenzschicht (PBL) in complexem Gebiet ist ein noch unvollständig erforschtes Feld der Atmosphärenwissenschaften. Die meisten Prozesse, die wir von Studien über flachen und homogenen Oberflächen kennen, können viel komplizierter sein, wenn sie von Topographie beeinflusst werden. Deshalb wird die thermische und dynamische Struktur der Talatmosphäre im Inntal (Österreich) untersucht. Zu diesem Zweck werden Flugzeugmessungen verwenden, die an drei Tagen im August und September 2013 aufgenommen wurden. Die Flüge fanden zweimal pro Tag statt (in der Früh/ am Nachmittag) und in Längs- und Querrichtung zur Talachse. Die Daten von Pontentieller Temperatur und Wasserdampf-Mischungsverhältnis wurden auf ein dreidimensionales gleichmäßiges Gitter interpoliert. Für die Interpolation wurden zwei Methoden angewandt und verglichen: Natural Neighbor (NN) und Residual Kriging (RK). Aufgrund verschiedener Tests wurde bestimmt, dass Residual Kriging die bessere Methode ist. Eine Zeit-Korrektur wurde durchgeführt, welche die zeitliche Änderung der Potentiellen Temperatur herausfiltert (Tagesverlauf der Temperatur).
Die dominante Struktur der Talatmosphäre wird diskutiert mit Hilfe von "pseudo-soundings", welche die Längs- und Querflüge beinhalten. Anhand von Querschnitten durch das interpolierte Volumen und Vertikalprofilen an spezifischen Orten werden die Charakteristika der Talatmosphäre evaluiert. Außerdem wird das Interpolationsverfahren auf verschiedene Set-ups getestet, in denen verschiedene Teile der Flugkurve miteinbezogen werden (nur Längsflüge, nur Querflüge, der gesamte Flug, etc.). Ein Vergleich mit idealisierten Simulationen aus der Literatur deutet auf eine dreischichtige Struktur der extrahierten Profile hin. Die identifizierte bodennahe durchmischte Schicht (mixed layer) und eine darüber liegende stabile Talatmosphäre (stable valley atmosphere) erhöhen sich im Laufe des Tages. Am Morgen ist eine erhöhte neutrale oder fast neutrale Schicht oberhalb der mittleren Gebirgshöhe erkennbar. Ähnlichkeiten zwischen Strukturen der Potentiellen Temperatur und dem Mischungsverhältnis sind besonders sichtbar während dem Vormittag, aber zeigen sich sehr komplex am Nachmittag. Die gemittelten Messwerte der Messstationen am Boden (i-Box) wurden den Querschnitten hinzugefügt und liefern zusätzliche Informationen über bodennahe Prozesse. Wind-Vektoren entlang der Flugkurve geben außerdem einen Eindruck über die horizontalen und vertikalen Bewegungen. Die Entwicklung von zwei übereinander liegenden Zirkulationszellen wird diskutiert, als auch die Entstehung einer möglichen topographisch-induzierten sekundären Zirkulation.