Die Historisierung der Vergangenheit war in Deutschland, Österreich und Italien nach 1945 ein schwieriger Prozess, da die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, das eigene erlittene Leid und die zahlreich begangenen menschlichen Untaten durchaus traumatisch waren. Die Vergangenheit wurde daher vielfach zu verfälschen, verdrängen und schließlich zu vergessen versucht. Dies förderte zahlreiche geschichtliche Mythen zutage, die zwar nicht die Realität abbildeten, doch diese erfolgreich verdrängten und durch neue "Realitäten" ersetzten, in denen es sich weitaus besser weiterleben ließ. Die Beschäftigung mit der Geschichtskultur nach 1945 zeigt sehr deutlich, dass die Konstruktion von Geschichtsbildern konstitutiv durch das unbewusste Handeln einer Vielzahl von Akteur/innen und ihren menschlich-immanenten Reflexen beeinflusst ist. Eine Erinnerungskultur ist ein zivilgesellschaftlicher und immer wieder auch ein politischer Aushandlungsprozess um die eigene nationale Geschichte, welche auf die Gegenwart und Zukunft ausgerichtet ist. Historiker/innen nehmen dabei, obgleich sie Expert/innen auf ihrem Gebiet sind, keine höhere Einflussnahme auf die Geschichtskultur. Vielmehr sind auch sie ein weiterer "Mitstreiter" im Kampf um die Erinnerung.