Der Sachverhalt der „fehlenden Frauen“ in Asien beziehungsweise Indien bildet die Basis der Problemstellung dieser Masterthesis. Die Schräglage des Geschlechterverhältnisses wird in erster Linie an den Geburtenzahlen sowie in der Altersgruppe der null bis 6-Jährigen erkennbar, was auf die gezielte Tötung von Mädchen und pränatale Geschlechtsselektion hinweist, welche den Angelpunkt der Analyse bildet. Um das Feld einzugrenzen wird der Staat Punjab exemplarisch vorgebracht, um die Problematik der vorgeburtlichen Selektion von Mädchen zu veranschaulichen. Im Allgemeinen wird der Frage nachgegangen, welche Mechanismen dazu führen, dass sich Familien gegen eine weibliche Nachkommin entscheiden, wobei die Sohnpräferenz eine zentrale Größe in diesem Kontext spielt. Dies wird unter dem übergeordneten Gesichtspunkt der Geschlechtergewalt getan, welche die unterschiedlichsten Formen von Gewalt offenlegt, die in diversen Verhältnissen zu Tage treten. Hier erweist sich neben der Gesellschaft und der Imperialmacht vor allem der Staat als einer der wesentlichsten Akteure in diesem Szenario, wie auch schon Michel Foucault mit dem Konstrukt der Biomacht einst darlegte. Legislative Maßnahmen und alternative Lösungsansätze zeigen auf, dass die Problematik vor allem im feministischen Sinne ein komplexes Gefüge darstellt. Des Weiteren wird auf die Folgen der systematischen Aussonderung des Weiblichen hingewiesen, welche sich nicht nur auf die Demografie der Region beziehen, sondern eine weitere Form der Gewalt, nämlich jene der sexualisierten, aufzeigen, wobei sich hier der Kreis der Gewalt zu schließen scheint. Eine Analyse der Gewaltverhältnisse im Kontext der vorgeburtlichen Selektion verdeutlicht schließlich wie das Leben von vielen Frauen auf Makro- und Mikroebene beeinflusst und geprägt wird beziehungsweise wie die Abwertung in zahlreichen Bereichen von statten geht.